Jubilare im Zoo: Kastrierter Ludwig geht bei seinen Artgenossen als Frau durch
Der zehn Jahre alte Mantelpavian hat es nicht zum Chef gebracht.
Krefeld. Irgendwie kommt Ludwig nicht richtig zum Zuge. Im alten Ägypten galten Mantelpaviane noch als heilige Tiere, die den Menschen die Weisheit brachten. Wenn Ludwig von seinem Felsen im Krefelder Zoo den Blick kreisen lässt, sieht er so weltklug aus, als wäre ihm die Geschichte seiner Vorfahren hinlänglich bekannt. Aber in der Jetztzeit bekommt er keine Schnitte.
Ludwig wird im August zehn Jahre alt, doch den Chefposten musste er seinem ein Jahr jüngeren Bruder überlassen. Moritz hat das Sagen über die fünfköpfige Horde. Das signalisiert seine prächtige, silbergraue Mähne schon von Weitem.
Als Vater Rocco 2010 im Alter von 26 Jahren starb, übernahm Moritz von ihm das Amt des Anführers. „Ludwig schmollte zuerst“, erzählt Tierpflegerin Yvonne Wicht. „Aber schließlich musste er doch klein beigeben.“ Denn Ludwig ist ein kastrierter Mantelpavian. „Seitdem läuft er in der Gruppe als Frau mit und wird auch so behandelt.“ Von dem operativen Eingriff weiß Ludwig nichts. Für ihn ist die Welt in Ordnung. Vielleicht fragt er sich in Mußestunden, warum ihm weder alter Ruhm noch heutige Ehren zuteil werden.
Dafür beherrscht Ludwig Drohgebärden äußerst eindrucksvoll. Sein „Bellen“ ist noch weit entfernt zu hören. Wenn er das Maul aufreißt und scheinbar gelangweilt herzhaft gähnt, dann zeigt er in Wirklichkeit seine gefährlich spitzen Eckzähne als Warnung.
Ein Tipp: Ludwig schaut man besser nicht direkt in die Augen. Das fasst er als Kriegserklärung auf. „Mantelpaviane blicken selber immer nach unten oder zur Seite“, erklärt Yvonne Wicht. „So vermeiden sie Konflikte.“