Konzert: Romantik-Prinz verpackt seine Töne in wohlige Zuckerwatte
Star-Pianist Richard Clayderman begeistert 400 Zuhörer in der Friedenskirche. Er spielt alle seine Ohrwürmer.
Krefeld. Ein besonderer Zauber legt sich für zwei Stunden über den Raum der Krefelder Friedenskirche. Der blonde Frauenschwarm des Instrumental-Pop, Richard Clayderman, lädt zur "Musik zum Träumen" ein und bietet zudem eine perfekte Illusion.
Wer ein anspruchsvolles Klavierkonzert erleben will, ist definitiv am falschen Ort. Qualitativ verkitscht der französische Starpianist an diesem Abend Melodien aus Klassik und Pop. Begleitet wird er durch das kurzweilige Programm von drei Streicherinnen. Spielen sie als Ouvertüre, um den sakralen Raum zu würdigen, einen Kanon von Pachelbel, so klingen sie im Verlauf des Abends manchmal wie ein ganzes Streichorchester.
Dabei wird nicht auf Tricks und Hilfen verzichtet, die eine moderne Beschallungstechnik bietet. Geschickte CD-Einspielungen verstärken den teilweise störenden Klangteppich, auf dem sich die 400 Zuhörer entspannt niederlassen können. Wie mit Samthandschuhen interpretiert der Romantik-Prinz Richard Clayderman seine knapp 30 Titel, ordnet dabei alles einem zarten, gleichförmigen Konzept unter. Einschmeichelnd erklingt ein Arrangement des Liszt’schen "Liebestraum". Oder es scheppert bei Billy Joels "Root Beer Rag".
Da wird sogar das ansonsten andächtig lauschende Publikum zum Mitklatschen animiert. Immer wieder heißt es ausgiebig träumen und in Nostalgie schwelgen. Charmant, aber ohne Konturen packen Clayderman und Co. alles mit Klavier und Streichinstrumenten in eine wohlige Zuckerwatte.
Quantitativ sind alle bekannten Ohrwürmer zu hören. Masse statt Klasse etwa? Ein Medley aus Filmen und Musicals bringt zwar wie der Wechsel seines Jackets kurze Zeit Farbe ins Spiel, doch nur gefiltert, ohne akustischen Zusatz brilliert der 54-jährige Pariser.
Allein die Maß geschneiderten, gefühlvollen Stücke aus der Feder der Musikproduzenten Paul de Senneville und Olivier Toussaint versprühen diesen Zauberglanz mit echtem Kuschelfaktor.
Fehlen bei dem Konzert darf deshalb nicht der Welthit "Ballade pour Adeline". Doch wie Clayderman, der bis zum Schluss gleich viermal seine zuvor benutzten Notenblätter an seine Fans verschenkt, vergeht auch dieser Titel wie ein Hauch. Am Ende erntet der Starpianist stehende Ovationen - vor allem auch für 30 erfolgreiche Jahre auf der Bühne. Denn wie André Rieu an seiner Stradivari, so ist Richard Clayderman am Klavier vor allem ein Publikumsliebling.