Krefeld feiert das WM-Finale
Das Spiel wollen fast alle sehen, aber nicht jeder hat auch frei. Zum Glück gibt es kulante Chefs.
Krefeld. Wenn alles gut läuft, steigt am Sonntag in Krefeld die ganz große Fußball-Fete. Drei Tage noch, bis — hoffentlich — auf den Wällen getanzt und die Nacht zum Tag gemacht wird.
Ob Riesenparty oder Riesenfrust, „wir sind vorbereitet“, sagt Arcor Kniely. Genaueres will der Pressesprecher der Krefelder Polizei nicht verraten, nur so viel: „Wir haben mehr Leute im Dienst als sonst.“ Besonderes Augenmerk liegt natürlich auf der Innenstadt, weil dort der Autokorso entlang führt — falls es einen geben sollte. „Auch dabei gelten die Straßenverkehrsregeln“, mahnt Kniely. Extra Alkoholkontrollen soll es aber nicht geben.
Die Hoffnung, selbst möglichst viel vom Spiel zu sehen, dürfen die Beamten aber getrost begraben. „Es gibt im Gemeinschaftsraum zwar einen Fernseher, der überwiegende Teil von uns wird aber auf der Straße präsent sein.“
Neben dem Titel träumen viele Fußball-Fans vor allem von einem: am Montag später zur Arbeit kommen zu dürfen. Doch Entgegenkommen bei den — meisten — Arbeitgebern: Fehlanzeige. „Unsere Kernzeit beginnt um 8.30 Uhr, sagt Marion Wasin von der Stadt Krefeld. „Wem das nicht reicht, der kann sich natürlich freinehmen. Wir sitzen heute ja auch alle etwas müde hier“, sagt sie am Mittwoch nach dem Halbfinale.
Ähnlich sieht es bei der SWK aus. „In der Verwaltung haben wir Gleitzeit, die Kollegen im Schichtbetrieb haben aber ganz normalen Arbeitsbeginn“, sagt SWK-Sprecher Dirk Höstermann. Eine Ergebnisdurchsage wie beispielsweise bei der Rheinbahn in Düsseldorf wird es in den Fahrzeugen der SWK ebenfalls nicht geben. „Wir gehen davon aus, das die meisten Menschen sowieso vor dem Fernseher sitzen oder das Ergebnis auf dem Smartphone durchgegeben bekommen.“
Über mehr Entgegenkommen dürfen sich die Mitarbeiter von Siempelkamp freuen. „Wir erlauben unseren Mitarbeitern grundsätzlich, die deutschen WM-Spiele zu schauen“, sagt Firmensprecher Christian Hassler. Dafür wird sogar eigens eine Großbildleinwand für die Beschäftigten im Schichtbetrieb aufgebaut. „Wir gehen davon aus, dass die Mitarbeiter die Arbeitsabläufe selbständig so planen, dass es zu keinen Ausfällen kommt“, sagt Hassler.
Die kleine Auszeit zum Finale, bei Currenta in Uerdingen ist sie leider nicht möglich. „Wir sprechen hier von sensiblen chemischen Produktionsprozessen“, sagt Mark Mätschke. „Störende Informationsquellen können wir da nicht aufbauen — das Ganze hat ja auch einen Sicherheitsaspekt“, sagt er.
Auch im Cinemaxx wird eher mehr als weniger gearbeitet. Vorteil hier: Das Spiel wird gleich auf der Kinoleinwand übertragen. Die Besucherzahlen haben sich von Spiel zu Spiel gesteigert, beim Halbfinale waren es rund 1000 begeisterte Fans. „Wir hatten mindestens zwei Säle offen, manchmal sogar drei“, sagt Markus Marschall, Assistent der Theaterleitung. Für Sonntag hält er noch mehr Raum bereit. „Egal, wie viele kommen, alle werden hinein gelassen — kostenlos.“ Auch wenn dafür weitere Kinosäle genutzt werden müssen. „Erst kommt der Fußball, dann das Kino“, sagt Marschall, denn: „Würden wir nur auf Kino setzen, könnten wir gleich zu machen.“
Ist ganz Krefeld also im kollektiven Fußball-Rausch? Nein, ein kleines französisches Restaurant leistet Widerstand. Das Chopelin an der Casinogasse in Uerdingen verzichtet auf die Übertragung. Und das nicht etwa, weil die Franzosen gegen Deutschland im Viertelfinale ausgeschieden sind. „Wir haben am Sonntag nur auf, weil wir in den französischen Nationalfeiertag hinein feiern“, gibt Stefanie Thürnau vom Chopelin gerne zu.