Krefelder Prinzenpaar übernimmt die Macht im Rathaus

Kaum hatte das neue Krefelder Prinzenpaar die Schlüssel ergattert, schickten sie Gregor Kathstede aus dem Rathaus.

Krefeld. Undank ist der Tollitäten Lohn. Kaum hatten sie den großen goldenen Rathaus-Schlüssel durch devotes Verhalten und Mehrfach-Nennung eines bestimmten Namens ergattert, degradierte das damit inthronisierte Karnevals-Prinzenpaar Christian I. und Ursula IV. Kölker den großzügigen Oberbürgermeister zum 99-Tage-Jobber als Reporter Schlämmer mit Bart und Trench und schickten ihn aus dem Rathaus.

Das war die Idee der Prinzessin: "Ich brauche doch im Büro eine Vertretung für meinen Prinzen." Gregor Kathstede hatte es verdient: Zwar hatte er angekündigt, den Schlüssel nur unter "allerstrengster Karnevalsfolter" herauszurücken und zunächst versucht, sich mit der Hergabe eines Schlüsselchens aus der Affäre zu ziehen. Doch dann stellte er nur simple Fragen, bei deren Beratung das Team das Nachdenken nur mimte, und forderte zwei Liedchen ein, die jeder Krefelder kennt. Den Widerstand bezeichnete selbst Helmut Hannapel vom Arbeitskreis Krefelder Karneval, der sich im Rathaus als Zeremonienmeister versuchte, als harmlos. Der war zeitlich etwas im Rückstand, hatte er doch, fasziniert von der Ein-Mann-Kapelle Wolfgang Wulf und irritiert von Colonia-Gesängen, erst um 11.16 Uhr den mit farbig Uniformierten wie auch uni Zivilisierten gefüllten Saal begrüßt.

Der unter der Last seines Ornats recht reif wirkende Prinz Christian ließ sich von seiner strahlenden Frau das Mikrofon wegnehmen. "Sonst komme ich überhaupt nicht mehr zu Wort", meinte sie und versprach, "lustig durch alle Säle zu ziehen und an Rosenmontag die Sonne scheinen zu lassen". Immerhin hat sie schon als Kind vom Prinzessinnen-Dasein geträumt und lange auf eine Entscheidung gewartet: "Christian wollte mir alle möglichen Prinzen andrehen, ich wollte aber doch nur ihn", verriet sie.

Josef Ferlings hatte dem reichlich versammelten Volk das Prinzenpaar in schönsten Farben vorgestellt, selbst die westfälische Geburt des Regenten noch verniedlicht, bis ein dreimaliges "Ja" durchs Rathaus hallte. "Das ist das Votum der Bürger, Sie 405-Stimmen-OB", führte Prinz Christian darauf gegen Kathstede ins Feld und meldete sogleich Bedarf an: "Für meine 99 Tage brauche ich das Schloss."

Komplett wurde das Prinzenpaar durch die Zepter, die Anita Krüger von den "Fidele 11" und Andreas Jörissen von der KG 1878 überreichten, sowie durch die Minister Helmut Bricout für "Nix du-en on sech dovon erho-ele", Wolfgang "Lulu" Lüttges für "Knete on do hengerher to loope", Bernd Cicholas für "Ah! und Oh!", Siegfried Busch für "Brummis on Brocke" und Andreas Dams für "Helau und Krawumm". Die Eide zu leisten fiel ihnen schwer, einige Male kreuzten sie die schwörenden Finger, so als es ums maßvolle Trinken und Zurückhaltung gegenüber Frauen ging. Ma.