Lkw-Routenkonzept - „Geben Sie diesen Irrsinn bitte auf!“

Ob der Widerstand gegen das Lkw-Routenkonzept Erfolg hat, ist noch offen. Verkehrszahlen bleiben unter Verschluss.

Krefeld. Am Anfang sah alles ganz harmlos aus. Zum 1. Oktober 2010 trat der Krefelder Luftreinhalteplan in Kraft — trotz einiger Durchfahrverbote und Tempobeschränkungen blieb der große Ärger aus. Sogar die Einrichtung der Umweltzone Anfang 2011 ging fast lautlos vonstatten.

Das änderte sich im März, als das Ingenieurbüro Stolz aus Neuss im Auftrag der Stadt ein Lkw-Routenkonzept vorlegte. Vorschlag der Planer: Die Lastwagen sollten über den Nordwall und die Moerser Straße Richtung Europaring fahren. Schlagartig wurde damit klar, dass die Sperrung des Oranierrings für den Lkw-Durchgangsverkehr wegen zu hoher Stickoxidwerte ernst genommen werden musste.

Ein Aufschrei ging durch die Stadt. Bürger und Politik lehnten das Konzept ab. Uwe Roscheck, Leiter des Ricarda-Huch-Gymnasiums an der Moerser Straße, schrieb einen Brief an die für den Luftreinhalteplan zuständige Regierungspräsidentin Anne Lütkes in Düsseldorf und forderte von ihr: „Geben Sie diesen Irrsinn bitte auf!“

Die Verwaltung hielt zunächst an ihrem Lkw-Routenkonzept fest. Umweltdezernent Thomas Visser wies darauf hin, dass es keinen besseren Weg zur Reduzierung der Stickoxidbelastung am Oranierring gebe.

Nach der Sommerpause drehte sich der Wind. Oberbürgermeister Gregor Kathstede schaltete sich ein und gab den Bürgern recht. Das Lkw-Konzept tauge nichts. Es führe zu längeren Strecken und höherer Schadstoffbelastung. Am 21. September zog ein Protestmarsch mit etwa 600 Teilnehmern durch die Stadt. Ihr Ziel: Den Ring für den Schwerlastverkehr wieder öffnen.

Kathstedes Strategie: Die Innenstadt soll komplett für den Lkw-Durchgangsverkehr gesperrt werden. Zulässig wäre nur noch Lieferverkehr. Mit Hilfe einer Verkehrszählung will die Stadt beweisen, dass durchfahrende Brummis die schlechte Luft maßgeblich verursachen.

Bislang hält die Stadt das Ergebnis der Zählung unter Verschluss, will sich erst mit Lütkes abstimmen. Sollte der Lkw-Durchgangsverkehr kaum ins Gewicht fallen, hätte Krefeld ein großes Problem: Der Oranierring bliebe gesperrt und das ungeliebte Lkw-Konzept käme doch noch zum Zuge.