Veranstaltung Modenschau für mutige Frauen

Premiere in Krefeld: Jenny Latz bringt am kommenden Sonntag das erste Mal kahlköpfige Models auf den Laufsteg.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Wenn die Krefelderin Jenny Latz etwas anpackt, dann richtig, und so wird die weltweit erste Modenschau mit „Oben Ohne“-Models sicher ein voller Erfolg. Wobei in diesem Fall „oben ohne“ die Models beschreibt, die sich und Mode aus dem Hause Schinke ohne Haare präsentieren.

Kein leichtes Projekt, wie die Bundesvorsitzende von Alopecia Areata Deutschland verrät. Bei Alopecia Areata handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu komplettem Haarverlust führen kann. Latz, die selbst seit 40 Jahren ohne Haare lebt, hat gelernt, sich zu akzeptieren und hat es sich zur Aufgabe gemacht, anderen Betroffenen zu helfen. Sie verfügt inzwischen über ein großes Netzwerk.

Mit einer Modenschau mit haarlosen Models erfüllt sie sich selbst einen Traum. Ihre Augen glänzen, wenn sie vom Projekt spricht, dass am Wochenende seinen Höhepunkt erreicht. Nachdem sie Wolfgang Schinke und Alexander Werner von Schinke Couture für ihre Idee begeistern konnte, machte sie sich auf die Suche nach einem passenden Veranstaltungsort und fand sie in den neuen Räumen der Firma Roeren. Latz erzählt: „Ich habe den Brand damals miterlebt. Diese Firma hat aus einer Krise eine Chance gemacht und das gefällt mir. Das passt zu mir und deshalb suchte ich den Kontakt.“

Die Chemie zwischen Jenny Latz und Martin Roeren, Geschäftsführer des Holzunternehmens, stimmte sofort. Roeren erinnert sich an das Gespräch: „Meine anfängliche Skepsis wich der Neugier, als ich Jenny Latz und ihre Sicht der Dinge kennenlernte. Ich lernte nicht nur Jenny Latz selber kennen, sondern entwickelte ein Gefühl für die Probleme, auf die sie aufmerksam machen möchte.“

Latz sagt: „Als die wunderbare Location feststand, musste ich noch die Herren hinter Schinke Couture von der Idee begeistern.“ Doch auch die sahen sofort einen perfekten Ort für die Inszenierung dieser außergewöhnlichen Modenschau. Dank ihres in den letzten Jahren aufgebauten Netzwerkes fand Jenny Latz 42 Models zwischen 18 und 55 Jahren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, die sich trauen.

Die Initiatorin Latz sagt: „Tatsächlich war und ist es nicht einfach für Menschen, die an Alopecia Areata leiden, sich selbstverständlich in der Öffentlichkeit zu zeigen.“ Sie ist schon jetzt stolz auf ihre Models: „Für einige von ihnen wird dieses Event wie eine Therapie wirken und sie nach vorne bringen.“ Ein Abenteuer für alle Beteiligten — auch für Wolfgang Schinke und Alexander Werner.

„Aber ich bin überzeugt, dass das eine tolle Sache wird. Zwei Models habe ich schon kennengelernt und war von ihrer Ausstrahlung und Power beeindruckt“, sagt Schinke, der alles, was die Modenschau betrifft, einen Tag vorher — also am Samstag — entscheidet. Der Designer fügt an: „Dann sind die Models da, dann können wir anprobieren und zuordnen.“ Wichtig seien an diesem Tag vor allem die Models — die Mode steht nicht im Vordergrund, und so will Schinke Couture eine Retrospektive zeigen, keine aktuelle Herbst-Winter-Mode.

Geschminkt werden die Models von der Krefelder Stylistin Sabrina Machost. Außerdem hat Jenny Latz noch weitere Krefelder gewinnen können diese Modenschau zu unterstützen — darunter eine Goldschmiedin und einen Optiker, der Brillen mit Holzfassungen präsenteren wird. Latz sagt: „So schließt sich wieder der Kreis.“

Die Krefelderin weiter: „Ich bin furchtbar aufgeregt und weiß, dass ich eine große Verantwortung vor allem für die Models trage.“ Latz wirbt mit diesem Awareness-Projekt, wie sie es nennt, für Toleranz und Akzeptanz. Wenn die Models am Sonntag eine große Holztreppe zum Laufsteg machen, dann werden nur geladene Gäste teil an dieser außergewöhnlichen Modenschau nehmen — die Veranstaltung ist nicht öffentlich.

Latz sagt: „Wer aber noch Interesse hat, kann sich melden. Und am Tag selber werden wir sicher auch niemanden weg schicken, der ernsthaft Interesse zeigt.“