MPU-Vorbereitung: Ein Kurs für Rüpel am Steuer

Experten helfen Autofahrern mit speziellen Angeboten bei der Vorbereitung auf die medizinisch-psychologische Prüfung.

Krefeld. Wehe, der „Lappen“ ist weg. Dann drohen lange Vorbereitungstests auf die Prüfung im Wert eines Urlaubs. Verkehrssünder, deren Führerschein wegen Alkohol, Drogen oder zu hoher Punktzahl eingezogen wurde, müssen sich der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) unterziehen.

Der Hintergrund: Grundsätzlich ist die Ursache für jeden Führerscheinentzug ein Fehlverhalten des Autofahrers und nicht eine Willkürhandlung der Behörden. Denn es gibt klare Grenzwerte, ab wie viel Promille oder wie vielen Punkten im Flensburger Zentralregister der Führerschein einbehalten wird.

Will man ihn wiederhaben, muss man schlüssig nachweisen, dass man sein Verhalten so grundlegend geändert hat, dass man keine Verkehrsteilnehmer mehr gefährdet. Die MPU-Prüfung, im Volksmund Idiotentest genannt, bestehen gerade einmal knapp 50 Prozent der Teilnehmer.

Die Erfahrung zeigt, dass viele Betroffene ihre Probleme nicht ohne professionelle Hilfe in den Griff bekommen. Unterstützung bietet zum Beispiel das Institut Impuls an (siehe Kasten). An kostenlosen Beratungsabenden durch einen Verkehrspsychologen kann man sich an 55 Standorten bundesweit anonym und unverbindlich informieren.

Wer sich danach für die Zusammenarbeit mit Impuls entscheidet, nimmt in einem zweiten Schritt an einem persönlichen, kostenpflichtigen Beratungsgespräch teil, das im Kern eine Test-MPU ist.

Der Psychologe fragt nach den Ursachen für den Führerschein-Entzug und schätzt die Aussicht des Autofahrers auf Erfolg bei der Prüfung ein. Je nach Situation wird eine Strategie entwickelt, die dem Betroffenen ermöglicht, sein Verhalten zu überdenken und zu verändern.

In einem dritten Schritt folgt, falls nötig, eine Therapie, bei der gegebenenfalls externe Fachleute wie Drogenberater hinzugezogen werden. Dabei arbeiten Therapeut und Kunde das eigentliche Problem mit dem Ziel einer dauerhaften Verhaltensänderung auf. Ein Intensivprogramm kann bis zu 24 Wochen dauern.

Thomas Nelte, Diplompsychologe und Regionalleiter bei Impuls, berichtet aus der Praxis: „Wichtig ist das Eingeständnis der eigenen Schuld. Das Fehlverhalten muss erkannt und zugegeben werden. Ein reines Lippenbekenntnis reicht nicht aus“, fasst er die wesentlichen Voraussetzungen zusammen.

Dabei müsse er in die Gedanken- und Gefühlswelt seiner Klienten eindringen, um Verhaltensweisen und Denkschemata zu erkennen. Als Gründe für das Fehlverhalten kämen massive Ängste, Wut oder Depressionen und Schuldgefühle infrage. Ängste, etwa vor der Ablehnung durch eine geliebte Person, versuche man gerne mit Alkohol zu verscheuchen.

Wut entwickle sich zum Beispiel bei Autofahrern, die gegen Verkehrsregeln wie Geschwindigkeitsbegrenzungen absichtlich verstoßen oder sich durch vermeintlich zu langsam fahrende Autos zum Überholen genötigt fühlen, was bis zu Handgreiflichkeiten führen könne.

Die hartnäckigsten Kandidaten seien solche, die ihr Verhalten bagatellisierten und ihre Schuld nicht eingeständen. Für sie gebe es bestimmte Methoden und Techniken wie die sogenannte Wunderfrage:

„Stellen Sie sich vor, Sie wachen auf und Ihr Problem ist gelöst. Welches Wunder müsste sich einstellen, damit dieser Traum wahr wird?“ Darauf müsse man sich schon eine Antwort überlegen, mitunter in Form von Hausaufgaben, sagt Nelte.