Musikschule: Schiefe Töne sind erlaubt
Beim Tag der offenen Tür ist Ausprobieren erwünscht. Nicht nur Kinder suchen nach dem richtigen Instrument.
Krefeld. Ein lautes Quietschen erfüllt den Raum. Auch wenn sich die achtjährige Nadine sichtlich Mühe gibt, einen klaren Ton aus der Oboe herauszudrücken, so ganz will ihr das noch nicht gelingen. „Richte dich ein bisschen mehr auf. Du spielst für die Wand und nicht für die Ameisen im Boden“, rät ihr Musikschullehrer Michael Taglinger. Schon klingt Nadines Ton heller.
Nadine Renkens ist mit ihren Eltern an die Musikschule gekommen, denn zusätzlich zu der Blockflöte möchte sie jetzt ein weiteres Instrument lernen. Der Tag der offenen Tür bietet ihr eine gute Möglichkeit, auch mal Instrumente auszuprobieren, die sie noch nicht kennt. Ihre Mutter Marianne Renkens weiß, wie wichtig die Musik für ihre Tochter ist: „Es ist der perfekte Ausgleich zu Sport und Schule. Nadine kommt zur Ruhe, wenn sie Musik macht.“
Auch aus dem nächsten Zimmer klingen schiefe Töne, die den Boden des alten Gebäudes förmlich erzittern lassen. Marlene Maur streicht vorsichtig über die Saiten eines Kontrabasses. „Ich bin begeistert. Der Klang ist so voll, ich spüre die Vibration im ganzen Körper.“ Die 63-Jährige ist frisch pensioniert und hat nun endlich Zeit, ein Instrument zu lernen. „Der Kontrabass ist mir zu groß, vielleicht schaue ich doch mal in die Cello-Stunde“, sagt die Rentnerin lachend. Angst vor einer neuen Herausforderung habe sie nicht.
Für Musikschullehrer Thorsten Drees ist Marlene Maur trotz ihres Alters keine Besonderheit. Er erlebe es oft, dass gerade ältere Leute noch mal zu einem Instrument greifen. „Der Kontrabass bietet sich da perfekt an, die Grundlagen sind schnell zu lernen“, erklärt Thorsten Drees.
Dennoch sind es vor allem Familien mit Kindern, die heute in die Musikschule ins Haus Sollbrüggen gekommen sind, um sich über Musikstunden zu informieren. Am Ende sind sich alle einig, egal ob jung oder alt, an der Oboe oder am Kontrabass: Musik, die macht hier Spaß!