Oliver-Alex erlebte ein Jahr Abenteuer und Herzlichkeit in Ägypten
Der Krefelder Schüler Oliver-Alex Friedrich Aderhold ging am Nil zur Schule.
Krefeld. Auf dem Weg zur Schule hat Oliver-Alex Friedrich Aderhold täglich den Nil überquert. Ein ganzes Jahr lebte der Krefelder Schüler in einer Gastfamilie in Kairo, nur wenige Kilometer von den Pyramiden von Gizeh entfernt.
"Dass es nah ist, heißt in Kairo allerdings nicht, dass man schnell dort ist", stellt der Zwölftklässler des Arndt-Gymnasiums klar: "Der Verkehr ist so chaotisch, dass man Glück hat, wenn man nur eine Stunde für eine Strecke durch die Stadt braucht." Die dreispurigen Fahrbahnen würden auch gerne mal fünfspurig befahren.
Um so erstaunter war Aderhold, als eines Tages die Pyramidenstraße, die zu den meistbefahrenen in Kairo zählt, völlig leer war. "Das war schon unheimlich, als stünde der Weltuntergang bevor." Die Straße war gesperrt für den Empfang von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy.
Die meiste Zeit fühlte sich der 17-Jährige aber sicher. Seine Gastfamilie, die auch Deutsch spricht, da die Mutter Schweizerin ist, hat ihn sofort ins Herz geschlossen. "Sie haben mich von Anfang an wie ihren Sohn behandelt, nie als Gast." Dabei sei es gar nicht so leicht gewesen, eine Familie zu finden. "Ich habe jedem von meinem Plan, nach Ägypten zu gehen erzählt." Über mehrere Ecken hatte er schließlich Erfolg.
Angefangen hatte alles 2005 mit einem Arabisch-Kurs an der Volkshochschule, den Aderhold zusammen mit seinem Vater besuchte. "Ich wollte das Leben der Araber näher kennen lernen", sagt der Gymnasiast. Seine Eltern unterstützten ihn, und finanzierten nicht nur einen Privatlehrer für Arabisch, sondern fuhren auch mit ihm nach Kairo, um sich die Gastfamilie und die Schulen dort anzusehen.
Aderholds Wahl fiel auf die private Deutsch-Evangelische Oberschule (DEO), die es ihm ermöglichte, Arabisch in einer arabischen Klasse und die restlichen Fächer auf deutsch zu lernen. Obwohl auf der Schule viele deutsche Schüler sind, war einiges anders, als hierzulande: "Morgens wurde immer die Biladi, die Nationalhymne Ägyptens, gesungen. Und weil die meisten Muslime waren, war der Freitag frei - dafür hatten wir dann sonntags Schule." Auch habe es mehr Frontalunterricht gegeben, als er es aus Krefeld gewohnt ist.
Während seiner Zeit an der ägyptischen Schule filmte ein Kamerateam der Sendung "Spiegel TV" den Schulalltag und interviewte Kinder der Oberschicht. "Der Bericht ist schlecht", findet Aderhold: "So abgeschottet, wie das dargestellt wurde, waren wir überhaupt nicht." Er habe andere Erfahrungen gemacht als viele Mitschüler, weil er sich bemüht habe, auch mit Arabern in Kontakt zu kommen.
Seit einem Monat ist Aderhold jetzt wieder in Krefeld und vermisst so einiges aus Ägypten: "Vor allem diese unglaubliche Herzlichkeit, und wie offen die Araber auf einen zugehen fehlt mir sehr."
Später einmal in Ägypten zu wohnen, kann er sich gut vorstellen.