Rennen fahren mit dem Handy

Der Designer Harald Belker hat kleine Rennwagen konstruiert, die mit einem iPhone gesteuert werden.

Krefeld. „Anki“ kommt aus dem Japanischen und bedeutet: „Mit dem Herz lernen“. Dies ist ein wenig irreführend, denn bei Anki-Drive geht es um Roboter, um per iPhone ferngesteuerte Rennautos. Wie immer, wenn in Amerika futuristische fahrbare Untersätze gefragt sind, hat Harald Belker seine Designer-Hand mit im Spiel.

Der 52-jährige Krefelder gestaltete das Aussehen der kleinen Rennflitzer. Sie sind zum Spielen da, ihre Technologie jedoch könnte zukünftig eine größere Bedeutung im Alltag vieler Branchen spielen.

Kein Geringerer als Apple-Chef Tim Cook und Anki-Entwickler Boris Sofman stellten jetzt in Beisein von Belker in San Francisco die App zur Robotersteuerung vor. „Sie soll es Nutzern möglich machen, speziell dafür entwickelte Smart Cars über Bluetooth mit ihrem Apple-Gerät zu verbinden und zu steuern“, berichtet der Designer. „Eine Art Carrera-Bahn fürs iPhone, könnte man meinen, ein mobiles Rennspiel, das iOS-Geräte zur Schaltzentrale macht.“ Doch Anki-Drive, so heißt die App, ist viel mehr als das. Das Team nennt es das „erste Videospiel in der realen Welt“.

Nach einigen Runden wird der Unterschied zu ferngesteuerten Rennautos deutlich. Jedes Smart Car ist mit Sensoren und intelligenter Software ausgestattet. „Die Rennautos wurden so ausgestattet, dass sie tausende von Entscheidungen innerhalb einer Sekunde treffen können.“ Sie sind in der Lage, anderen Autos auszuweichen und ohne Einflussnahme des Nutzers den schnellsten Weg finden.

Als die Ingenieure von Anki über das Aussehen ihrer Spielzeugauto-Roboter nachzudenken begannen, wendeten sie sich an Harald Belker. „Er ist der Kreativ-Kopf, der Automobil-Designer, der für seine Arbeit in Hollywood berühmt ist“, hieß es. Schnell sprang das Konstrukteursteam in ein reales Auto und startete nach Süden, Richtung Los Angeles, um Belker davon zu überzeugen, mit an den Start zu kommen.

Die Menschen hinter Anki Drive legten besonderen Wert auf die Gestaltung der Spielzeugautos und darauf, welche Resonanz sie bei den Kunden haben. Da waren sie bei Harald Belker richtig. Er hat sich seinen Namen durch die Gestaltung von ikonischen, futuristischen Fahrzeugen für Blockbuster wie Minority Report oder Armageddon gemacht.

„Das Schöne an der Arbeit war, dass mir das Ingenieursteam vertraut hat, mein Know-how einzubringen“, sagt er. „Das endgültige Design sollte in meinen Augen das Gefühl erzeugen, nach vorne springen zu wollen, auch wenn das Auto still steht. Anders ausgedrückt: die kleinen Autos sollten schnell aussehen.“

Es war eine neue Herausforderung für Belker, der es gewohnt ist, physikalische Gesetze bei seinen Projekten in Hollywood zu ignorieren. Aber der Krefelder hat sich schon immer auf seine Fantasie verlassen können.

Als dem Designer die Frage gestellt wurde, ob es schwierig ist, kleine Autos zu entwerfen, in die man selber nie sitzen könnte, antwortete der Zwei-Meter-Mann Belker lachend: „Ich passe in nichts, was ich entwerfe. Auch in das neun Meter lange Batmobil, das ich gestaltet habe, konnte ich mich nicht setzen.“