Ritteressen: Ein Königreich für einen Löffel

Im Diebels Fasskeller sind am Samstag rund 50 Gäste in die Vergangenen entführt worden. Speisen wie vor 1000 Jahren war dort angesagt.

Krefeld. Ein wenig gepfuscht haben die schon, die Jungs und Mädels aus der Zunft der Wasserträger: Zwischen der Schweinshaxe und dem Hirschbraten machte eine Schachtel mit Filterzigaretten die Runde. "Die gab es damals aber noch nicht", tadelte Leo Herwix, Chef des Diebels Fasskellers.

Mit den "Wasserträgern", die sich als Mitarbeiter eines Wasserwerks entpuppten, waren rund 50 Gäste in den Fasskeller gekommen, um eine abenteuerliche dreistündige Reise gut 1000 Jahre in die Vergangenheit mitzumachen: Beim zum fünften Mal durchgeführten Ritteressen war oberste Bürgerpflicht, "nach alten Tischregeln" zu speisen. Und die waren gar nicht so barbarisch, wie man sich das vielleicht vorstellt: Speisereste und Knochen etwa sollten nicht auf den Boden geworfen werden. "Die sammeln wir für die Notleidenden vor der Tür, sozusagen als Armenspeisung", erklärt Hofmeister Klaus-Uwe Günther nicht ohne ein Augenzwinkern.

Als die Gemüsesuppe auf den Tisch kommt, stellt sich die Frage: Wie soll man die bitteschön essen, so ganz ohne Löffel? "Den habt ihr ja sicher alle von zu Hause mitgebracht", sagt Günther. Hat natürlich keiner, außer den erfahrenen Mitgliedern der Linner Ritterrunde, die das Besteck wie selbstverständlich aus einer Gürteltasche fingern. Die Suppe lässt sich noch mühelos aus der Schüssel schlürfen. Beim nächsten Gang muss Herwix allerdings dennoch an viele der Gäste Löffel verteilen: Das zur Haxe gereichte Sauerkraut schmeckt zwar vorzüglich, ist aber kein geeignetes Finger-Food.

Zwischen den Gängen sorgten die Gaukler Sarah, Elroy und Flodo mit kleinen Jonglier-Einlagen und Zaubertricks für Stimmung. "Habt Dank", winkt Ritter Heinrich von Strünkede von seinem Platz. Von Strünkede, der im bürgerlichen Leben Torsten Blaumeiser heißt und Gas- und Wasserinstallateur ist, nimmt einen Schluck Bier aus dem Tonkrug und erzählt: "Jeder von uns stellt eine Person dar, die es damals tatsächlich gegeben hat."

Heinrich von Strünkede war ein Lehnsherr, der später wegen Raubrittertums ins Gefängnis wandern musste. "Deswegen muss ich mein Essen unbedingt vorkosten lassen. Wer weiß, ob mich jemand vergiften will", lächelt von Strünkede.

Mittlerweile steht der Hirschbraten auf dem Tisch, die Ritter damals scheinen mächtig Appetit gehabt zu haben. Für einen normalen Magen der heutigen Zeit ist das Essen mehr als reichlich. Zum Fleisch gibt es Graubrot und Möhrenmus, Kartoffeln gab es damals noch nicht. "Alles wurde nach originalen Rezepten von früher gekocht", versichert von Strünkede.

Zum Abschied, so mancher Honig-Met und einige Tonkrüge mit Altbier waren geleert, mahnt Hofmeister Günther: "Denkt beim Nachhausefahren daran: Alkohol am Pferd ist verboten."

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