Rüdiger Hoffmann: Entdecker der Langsamkeit
Comedy: Um Rüdiger Hoffmann ist es ruhig geworden. Woran das liegt, zeigte sich im Seidenweberhaus.
Krefeld. Wer eine hektische Woche hatte, findet bei Comedian Rüdiger Hoffmann wahre Entspannung. Am Freitag im Seidenweberhaus entführte der „Entdecker der Langsamkeit“ seine Anhänger im gewohnt gemächlichen Tempo in seinen Alltag. Sein zehntes Live-Programm heißt „Aprikosenmarmelade“. Ein lustiges Lied mit dem gleichen Titel spielte Hoffmann selbst am Klavier.
Der 49-Jährige ist durch zahlreiche TV-Auftritte bekannt. Eine Präsenz, die ihm sehr geholfen hat. Doch in letzter Zeit ist es ruhiger um ihn geworden. Wohl auch deshalb war das Seidenweberhaus nicht ausverkauft.
Unverwechselbar seit Jahr und Tag ist Hoffmanns Entree und Markenzeichen, stets gefolgt von einem breiten Grinsen: „Ja, hallo erst mal. Ich weiß gar nicht, ob Sie’s schon wussten . . .“ Seinem betulichen Stil ist er treu geblieben. Das glatte Gegenteil von einem Schnellfeuergewehr, ohne jede Gefahr für seine Zuhörer, den Witz zu verpassen. Sein Erfolgsprinzip heißt Lethargie.
Hilfreich ist dabei seine angenehm sonore Stimme, die auch bei seinen Liedern gut rüberkommt. So etwa, wenn er einen Song über seine Geburtsstadt Paderborn anstimmt. Musik hat er schon in seiner Jugend in einer Rockband gemacht und später in seinem abgebrochenen Studium Musik auf Lehramt gelernt. Man würde sich wünschen, dass er die Karte häufiger spielt. Textlich hat er nämlich keine richtigen Kracher im Programm. Eine Stimmungskanone sieht anders aus.
Vielmehr setzt er ganz auf seine Gelassenheit, auf Erlebnisse mit seiner Frau Susanne und mit seinen Freunden, den Jungs. Dabei gibt er gerne den unsensiblen fußballbegeisterten Macho, der für die Bedürfnisse seiner Frau kein Verständnis aufbringt. Urkomisch, wenn er ihr großzügig eine Besichtigungstour von Betonbrücken mit Fachvortrag spendiert und begeistert feststellt: „Sie war total sprachlos.“
Bei seinen Texten kommt er weitgehend ohne Tiefgang aus, aber das scheint seine Anhängerschaft nicht weiter zu stören. Sie amüsiert sich aufs Beste, auch dann, wenn er überwiegend in derber Sprache mit Themen unterhalb der Gürtellinie punktet. Auf der Bühne gibt er sich locker und cool — ein routinierter Profi komödiantischer Unterhaltung, aber mehr eben nicht. Seine Fangemeinde bedankt sich mit herzlichem Applaus.