Stadtgeschichte(n): Im Tiefflug über den Egelsberg
Im Rahmen der Husaren-Schau erzählt das Museum Burg Linn die Geschichte des Piloten Werner Voß.
Krefeld. Tanzhusar und Fliegerheld. Diese Kombination verkörperte Werner Voß, einer der berühmtesten Kampfflieger des 1. Weltkrieges und gebürtiger Krefelder. Das Museum Burg Linn zeigt im Rahmen der Sonderausstellung „Die Tanzhusaren — 200 Jahre Kulturgeschichte der Krefelder Reiter” neben zahlreichen historischen Fotoaufnahmen auch Filmszenen aus „Der Rote Baron“.
Darin ist zu sehen, wie Voß — gespielt von Till Schweiger — an der Seite von Manfred von Richthofen für Kaiser und Vaterland kämpft. An der Heimatfront wie in Krefeld feiert man den Flieger dafür als Star.
Über Werner Voß wird berichtet, dass er bei Gefechtsflügen bunte Seidenhemden trug, um, wie er meinte, den Kavalier in Paris spielen zu können, falls er in Gefangenschaft geriete. Im September 1916 wurde der Krefelder Flieger zum Leutnant befördert und im November zur Jagdstaffel 2 versetzt.
Dort flog er unter anderem mit dem „Roten Baron“, Manfred von Richthofen. Den berühmten Beinamen „Der Rote Baron“ erhielt von Richthofen, der einen Großteil seiner Einsätze in mehr oder weniger rot gestrichenen Flugzeugen flog, erst nach dem Krieg.
Beide Männer freundeten sich an und besuchten häufig Krefeld. Bei den Krefelder Damen erfreuten sich von Richthofen und Voß während ihrer Besuche in der Samt- und Seidenstadt großer Beliebtheit.
Mit den jungen Fräuleins schlenderten sie unter anderem über den Ostwall. In ihrem jugendlichen Übermut luden sie während ihrer Aufenthalte die Damen ein, mit ihnen zu fliegen. Sie drehten Loopings mit ihnen und fingen Scheingefechte an. Vater Voß erschreckten die beiden Flieger gerne, wenn sie bei ihrer Abschiedsrunde über den Egelsberg im Tiefflug auf ihn zu flogen.
Nach seinem 24. Luftsieg wurde Voß am 8. April 1917 der Orden „Pour le mérite“ vom Kaiser Wilhelm II. verliehen — eine der bedeutendsten Auszeichnungen, die in Preußen vergeben werden konnte.
Vor seinem eigenen Abschuss gewann Werner Voß insgesamt 48 Luftkämpfe. Drei Wochen vor seinem Tod flog er einen Prototyp des Dreideckers Fokker Dr. I und schoss damit 22 Gegner ab. Doch erst der „Rote Baron“ machte den rot lackierten Flieger zu einem Mythos.
Am 23. September 1917 wurde der 20-jährige Krefelder über Westflandern „vom Himmel geholt“. Obwohl er sich mit seinem Fokker-Dreidecker alleine am Himmel befand, griff er eine britische Formation an, die aus sieben Flugzeugen bestand. Nach nur zehnminütigem Kampf wurde er eingekreist und abgeschossen. Am folgenden Tag setzten die Briten ihn an der Absturzstelle mit militärischen Ehren bei.
An seinem Geburtshaus, an der Blumenthalstraße 75, erinnerte bis zur Zerstörung des Hauses 1943 noch eine Gedenktafel an den Flieger. In den 1980er-Jahren wurde auf dem Firmengelände wieder eine Gedenktafel angebracht. Zur Jahrtausendwende wurde das Betriebsgelände jedoch abgerissen.
In Krefeld erinnert heute noch die Werner-Voß-Straße auf dem einstigen Flugplatzgelände in Bockum an ihn. Dort befindet sich auch die Emil-Schäfer-Straße — ein weiteres Krefelder Fliegerass aus dem 1. Weltkrieg, das mit dem Roten Baron flog.