Stoppok: Larifari ist nicht sein Ding
Stoppok ist der Ruhrpott-Poet – auch wenn er längst in Bayern lebt. In der Kufa verzichtet er auf eine Hasenpfote in der Jeans.
Krefeld liegt knapp außerhalb deiner Heimspiel-Zone. Wo ist der Unterschied zum Ruhrgebiet?
Stoppok: Es gibt keinen. Krefeld fühlt sich an wie Ruhrgebiet. Im Grunde spüre ich auch im Rest der Republik keine großen Unterschiede. Der gemeine Stoppok-Fan zeichnet sich überall durch einen gewissen Witz aus und durch sein Vermögen, Dinge mitzukriegen, die andere Leute nicht mitkriegen.
Stoppok: Eine Zeit lang fand ich es nervig, jetzt nicht mehr. Das Ruhrgebiet ist ein guter Landstrich, ich bin da sozialisiert worden. Was mich stört, ist, dass so ein starres Bild des Ruhrgebiets vorherrscht und so wenig Kulturelles damit verbunden wird.
Stoppok: Das hat mit Selbstbewusstsein und Selbstverständnis zu tun. Das Ruhrgebiet tut sich schwer, die eigenen Künstler abzufeiern. Das extreme Gegenbeispiel sind die Kölner: Die feiern ihre Künstler bis zum Abwinken.
Stoppok: Wenn man im Ruhrgebiet groß geworden ist, hat man Multikulti erlebt und kennt sich mit allen möglichen Mentalitäten aus. Wer dort klar kommt, kommt auch in Bayern klar. Insgesamt ist Bayern noch kontrastreicher, die Fronten sind klarer. Im Ruhrgebiet ist alles so pseudo-liberal, arbeitermäßig-SPD. Das führt zu einem seichten Mittelton. Bayern war immer CSU - das hat die, die anders dachten, erst recht auf den Plan gerufen. Die Kultur war immer schon krasser. Das fühlt sich richtig gut an.
Stoppok: Nee. Die Kneipen, die ich besinge, finde ich hier auch. Da passieren die gleichen Geschichten wie im Ruhrgebiet. Außerdem bin ich noch ständig da, gehe in meine Stammkneipe in Essen und kriege die Schoten mit.
Stoppok: Das sind die Pole, zwischen denen das Leben abläuft - vorausgesetzt, man vegetiert nicht unkritisch vor sich hin. Einerseits der Spaß am Leben, die Erkenntnis des eigenen Glücks, andererseits das kritische Beleuchten: Warum geht es mir so gut und anderen so schlecht? Was treibt die Politik mit uns? Mir ging es nie darum, einheitliche Alben zu machen. Mir ging es immer um die Extreme. Alles läuft parallel - wie das Leben halt ist.
Stoppok: Ja, damit haben die Leute oft Probleme. Man wird zwar mit der Zeit altersmilde, aber ich versuche, mir die Direktheit zu bewahren. Wenn mir was auf den Sack geht, spreche ich es aus und erwarte das Gleiche auch von meinen Mitmenschen. Alles andere hat für mich keinen Wert. Larifari-Unterhaltungen bringen doch am Ende keinem was.
Stoppok: Ich kann mit der Bezeichnung leben, aber sie trifft trotzdem nicht so ganz. Ich komme aus einer anderen Generation. Ich würde eher sagen: Ich mache Lieder mit Haltung. Deshalb habe ich auch immer wieder Probleme, ins Radio zu kommen. Selbst Lieder, die für andere Leute Hits wären, werden bei mir nicht gespielt, weil eine klare Haltung zum Vorschein kommt.
Stoppok: Bei denen, die ständig gedudelt werden, schon. Ich will das nicht verallgemeinern, aber grob gesehen ist das so.
Stoppok: Es beschäftigt mich, aber es wurmt mich nicht. Ich habe als Künstler immer Angst davor gehabt, auf einige Songs reduziert zu werden. Wer eine große Popularität erreicht, bleibt auf diesem Gefühl stehen. Damit haben viele Kollegen zu kämpfen: Sie machen noch Musik, haben aber nichts mehr zu sagen oder erreichen die Leute nicht mehr. Bei mir verjüngt sich das Publikum immer wieder und bleibt nicht bei den alten Sachen stehen.
Stoppok: Ich war ja nie der Klischee-Rocker. Und ich kenne genügend Beispiele von Künstlern, die sich auch im hohen Alter noch auf die Bühne stellen, ohne dass es peinlich wird. Ich persönlich empfinde es sogar als Vorteil, älter zu sein: Früher habe ich auf der Bühne unnötig Energie verpulvert, was eher unsouverän war. Jetzt habe ich mehr Spaß bei der Sache. Und wenn es mal anders sein sollte und ich etwas verpasse, wäre ich dankbar für einen Hinweis. Hasenpfote in die Jeans - das muss nicht mehr sein.