Antiquariat: Stöbern in Literatur und Kitsch
Thomas Metz sammelt und verkauft alles, was Seiten hat: Bücher, Hefte und Illustrierte.
Krefeld. "Jim Corbett hatte noch neun Minuten zu leben. Die Luft dröhnte, als sei die Hölle aus dem Betonboden des Flugplatzes gebrochen. Der Lärm ließ nach, je weiter Jim Corbett seine schneeweiße Testmaschine zur Startpiste wegrollte."
Diese Zeilen stammen aus einem Jerry-Cotton-Roman von 1963, den es im Antiquariat Papierplanet von Thomas Metz gibt.
FBI-Agent Jerry Cotton ist für alle, die einst die Groschenhefte gelesen haben, eine lieb gewordene Legende. Wer von diesem Supermann nicht nur in Erinnerungen schwelgen, sondern noch einmal Spannendes lesen will, kann nun im Papierplaneten zugreifen. Metz hält ganze Stapel der alten Heftchen zum Verkauf bereit.
Und nicht nur das. Romane, Bücher über Religion, Science-Fiction und Medizin, Sachbücher oder Esoterik-Literatur, insgesamt stehen rund 200000 Hefte, Illustrierte und Werke in langen Regalen auf 170 Quadratmeter verteilt.
Alles ist aus zweiter Hand und oft sind wahre Schätzchen darunter. So beispielsweise "Dr. Martin Luther’s Kirchen-Postille" aus dem Ende des 19. Jahrhunderts.
Nach der Kirche zur Küche: Das "Kochbuch für die einfache bürgerliche Küche" von Anna Holzäpfel, Kochlehrerin des schwäbischen Frauen-Vereins, ist von 1925. Wenig weiter stehen Golo Manns Geschichtswerk "Wallenstein" oder der Spionage-Thriller "Die Libelle" von John le Carré.
Metz hat zu fast allen Werken etwas zu erzählen. Besonders zu den kleinen Heften. "Ich hatte schon früher eine große Comic-Sammlung, auch mit Spiderman und Superman, und habe mein Hobby zum Beruf gemacht."
So sei Illustrator Hansrudi Wäscher ein Pionier des deutschen Comicmarktes gewesen. "Seine Helden Sigurd, Akim, Falk, Tibur und Nick der Raumfahrer waren deutschlandweit bekannt und hielten die Kinder der 1950er und 60er Jahre in Atem", weiß Metz. Von fast allen Heften hält er einige bereit.
Dabei hat der 48-Jährige eigentlich Gas- und Wasserinstallateur gelernt, doch nach der Lehre vor 20 Jahren keine Anstellung gefunden. "Nach drei bis vier Monaten hatte ich die Arbeitslosigkeit satt."
Zuerst eröffnete er sein Antiquariat auf der Elisabethstraße. Danach an der Lindenstraße. Und nun ist das - immer weiter vergrößerte - Geschäft an der Petersstraße angekommen.
Dort steht die Marilyn Monroe-Biografie von Norman Mailer einträchtig neben der von Michael Jackson namens "Moonwalk". Der "Urknall der Gefühle" von Marie Horn hat mit dem "Big Bang" von Simon Singh nichts zu tun. Sie stehen auch nicht Seite an Seite.
Dafür befinden sich Donald Duck, Bravo und "Die Illustrierte" mit Claus Biederstaedt auf dem Titelbild, nahe beieinander. Letzeres Werk beinhaltet auch ein Portrait von Ingrid Bergmann.
Die Heftromane stapeln sich gleich am Eingang. Neben Jerry Cotton- und Erika-Romanen gibt es auch die Simpsons in Heftformat. "Ich habe sogar die Nr. 1 der Comics von 1996", sagt Metz stolz.