Tedros Teclebrhan: Einfach ein cooler Typ
Comedian Tedros "Teddy" Teclebrhan wird im Seidenweberhaus gefeiert wie ein Rockstar — zu recht.
Krefeld. Die Musik ist laut, die vielen Scheinwerfer blenden das Publikum und dazu kommen Pfiffe, die in den Ohren wehtun. Tedros Teclebrhan alias „Teddy“ hat am Samstagabend noch nicht mal die Bühne des Seidenweberhauses betreten und wird schon gefeiert wie ein Rockstar.
Als der Comedian in seiner Rolle als Percy die Bühne betritt, steht ein Mädchen in der ersten Reihe auf, um ihn mit Handschlag zu begrüßen. Als er ihr die Hand gibt, folgen weitere, auch sie werden abgeklatscht. Sein Kommentar: „Das können wir jetzt eine halbe Stunde lang machen.“ Die Zuschauer lachen. Sie lieben ihn, denn er ist irgendwie einer von ihnen.
Teclebrhan ist ein Phänomen. Mit seiner Tour füllt er Hallen, auch für das Seidenweberhaus sind alle Karten verkauft. Er spricht ein junges Publikum an. Jugendliche und Erwachsene bis Anfang 30 sind seine Zielgruppe. Allen Älteren ist er wahrscheinlich unbekannt — noch. Die Generation Internet hat ihn berühmt gemacht. Er fiel auf durch einen Integrationstest auf Youtube, unter dem Namen „Teddy Comedy“ wurde er bekannt.
Der Comedian präsentiert vier Charaktere auf der Bühne. Sein Markenzeichen: er schwäbelt. Bei kaum einer Nummer arbeitet er ohne das Publikum. Als Percy verliebt er sich in eine Frau aus dem Publikum, der er aber nicht viel geben kann, weil seine zwei Freundinnen hinter der Bühne warten. Ernst Riedler ist ein gealterter Schwabe, der rassistische Parolen zum Besten gibt: „Gleichheit, Toleranz und Separation.“ Den beiden chilenischen Musikern der Band gibt er mit auf den Weg, dass sie willkommen sind, dass sie halt nur nicht bleiben sollen.
Teclebrhan improvisiert sich durch einen Großteil der Show. Gerade der Umgang mit dem Publikum macht ihn authentisch, es ist, als mache er Spaß mit seinen Freunden. Er holt sich zwei Zuschauer auf die Bühne, um mit ihnen seinen imaginären Golf zwei zu fahren. Die Nummer ist genial. „Mach’ mal das Fenster runter.“ Als sein Gegenspieler auf einen unsichtbaren Knopf drückt, anstatt zu kurbeln, bekommt der nur die trockene Ansage: „Ey, dasch is ein Golf zwei, wasch is denn mit dir los?“
Als Antoine macht er auf machomäßig cool, was lustig ist, weil er dabei soviel Quatsch redet. „Du hascht ein Klavier und kannst kein Picasso. Wasch is denn mit dir los? Das ist Kindergarten“, erklärt Antoine dem Keyboarder sein Instrument.
Gesellschaftskritik kann in all seine Rollen hineininterpretiert werden, aber der Vorsatz ist nicht zu entdecken, vielleicht ist er auch nur gut überspielt. Das ist dem Künstler zuzutrauen, denn er hat eine Schauspielausbildung, kann sowohl singen als auch tanzen. Als Lohan Cohan wird er auf der Bühne zum Musiker und singt, dass jedem, der damit nicht rechnet, wohl kurz der Mund offen stehenbleibt. Das nervöse Kichern seiner Rolle zwischendurch und nach dem Song sorgen für Lacher nach den Einlagen.
Die Zuschauer sind nach den zwei Stunden hellauf begeistert, holen Teclebrhan noch für zwei Zugaben auf die Bühne, eine davon eine Michael Jackson-Tanz-Parodie.
An diesem Abend gibt es keinen erhobenen Zeigefinger, keine Ratschläge, wie die Welt besser werden könnte, sondern Späße, wie man sie mit Arbeitskollegen in der Raucherpause macht. Auch wenn es so scheint, als würde er nichts ernst nehmen, unterschätzen sollte man Tedros Teclebrhan nicht.