Theaterball: Von Winterschlaf keine Rede
Im Seidenweberhaus demonstrieren die Akteure, dass „was in der Luft“ liegt.
Krefeld. Ein Segelflugzeug schwebt von der Decke des Großen Saals im Seidenweberhaus. Eine ungewöhnliche Dekoration für einen Ball. Doch die rund 300 Mitarbeiter vor und hinter den Kulissen des Krefelder Theaters, die jetzt zum achten Mal in Folge dem Publikum einen wunderbaren Theaterball bescheren, sind immer für eine Überraschung gut. Das diesjährige Motto "Es liegt was in der Luft" findet hier eine effektvolle Umsetzung.
Vor Feinstaub müsse man sich nicht fürchten, sagt Generalintendant Jens Pesel, der das Publikum traditionell mit launigen Worten begrüßt. Zwischen Winterschlaf und Frühjahrsmüdigkeit wolle man die Ballnacht als "Avantgarde des Frühlings" feiern. Als passende Ballspende werden bereits am Eingang hübsch verpackte Blumensamen überreicht. Geschenke hat auch Oberbürgermeister Gregor Kathstede, Schirmherr des Balles, mitgebracht. Einige Exemplare des neuen Krefeld-Parfums finden schnell im Publikum Abnehmer. "Damit ist jetzt auch Krefeld keine ölfaktorische Diaspora mehr", stellt der Generalintendant erleichtert fest.
Pesels Dank geht auch an den dauerhaften Sponsor des Balles, die Stadtwerke Krefeld. "Wir können uns gut riechen", beschreibt Pesel die Beziehung zwischen Theater und SWK. Das zeige sich auch in der Tatsache, dass die Stadtwerke dem Theater ab Sommer während der Umbauphase auf ihrem Gelände Asyl gewähren werden.
Mit frühlingshafter Leichtigkeit gehen die musikalischen Nummern der traditionellen Balleröffnung über die Bühne. Mitglieder des Opernensembles bringen Ausschnitte aus Operetten von Eduard Künneke, Paul Abraham, Franz Lehár und Paul Lincke. Von Lincke stammt auch der Schlager, der ein ganz besonderes Luftgemisch besingt, die "Berliner Luft". Das Publikum klatscht dabei begeistert mit.
Mit einer schwungvollen Walzerfolge locken vier Paare des Balletts die Ballgäste auf die Tanzfläche, wo sie von den Niederrheinischen Sinfonikern stilvoll begleitet werden. Später übernimmt wieder Jochen Hartman-Hilter mit seinem tollen Swing-Orchester das musikalische Zepter. Im Wechsel mit der Band Voisis kann man tänzerisch letzte Reste von Winterschlaf abschütteln.
Im unteren Foyer heizt Petrocelli den Tanzwütigen mit noch fetzigeren Rhythmen ein. Stickige Luft muss man wie immer im kleinen Saal in Kauf nehmen, wo es wieder kleine, feine Programmpunkte gibt. Isabelle Razawi und Andreas Lenkeit machen als elegantes Paar in Schwarzweiß einen wunderbaren musikalisch-satirischen Spaziergang durch "Berlin im Licht". Mitglieder des Schauspiels behaupten: "Man kann auch ohne Spaß Alkohol haben." Dass man dafür vielleicht im früheren Leben eine "Reblaus" gewesen sein muss, bekennt Esther Keil in dem Hans-Moser-Lied herrlich sentimental.
In der Mitternachtsshow begeistern Ausschnitte aus "West Side Story" und "Jesus Christ Superstar" das Publikum, das dann selbst noch aktiv wird. Rasant von Vize-Intendant Christian Tombeil moderiert, ersteigern sich die Ballgäste eine "Stuhlpatenschaft" im Wert von 530 Euro. Bis man auf den neuen Stühlen im renovierten Theater Platz nehmen kann, wird noch über ein Jahr vergehen. Bis zum nächsten Theaterball muss man hingegen nur noch elf Monate warten. Bereits am 17. Januar kann man sich unter dem Motto "La dolce vita" erneut vergnügen.