Wissen für Krefeld: Offenheit und Neugier machen Krefeld aus
Kommunikationsdesigner spricht über die Identität der Stadt und schlägt einen neuen Feiertag vor: den 4. Juli.
Krefeld. Krefeld sollte sich an jedem 4. Juli selber feiern: seine Neugier, seine Toleranz, seine Offenheit und Großzügigkeit. Denn das ist die Basis aller wirtschaftlichen Entwicklungen und Erfolge seit 1598.
Dass die Stadt nach dem verheerenden Truchsessischen Krieg für neutral erklärt wurde, war der Startpunkt für das bürgerliche Engagement und den wirtschaftlichen Aufstieg. Und das wiederum könne ihr auch heute Selbstbewusstsein geben.
Sagt zumindest Richard Jung, Professor für Kommunikationsdesign an der Hochschule Niederrhein und am Dienstagabend Gast der Vortragsreihe „Wissen für Krefeld“ von Hochschule, Wirtschaftsförderung und WZ. Eine solche Party sei besser als jeder Pottbäckermarkt oder Postkarte. „Zurück in die Zukunft — eine Stadt auf der Suche nach ihrer Identität“ lautete der Titel seines kurzen zum Teil provokanten Referats im Pressehaus.
Sein Credo: In einer Welt die immer globaler und individualistischer wird, gibt die historische Identität Halt, kann die Stadtgeschichte eine Perspektive für die Zukunft bieten. Vor diesem Hintergrund ist Jung für die Beibehaltung des Slogans Stadt wie Samt und Seide, da dieser diese Vergangenheit der Textilindustrie und des Wohlstandes beschwört. Sie seien Synonym für das, was erfolgreich macht.
Die Neutralität und Offenheit Freidenkern gegenüber sei die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg gewesen. der wiederum hat die Krefelder offen sein lassen für Außergewöhnliches in Kunst, Kultur und Technik.
Dieses Streben nach Neuem gelte es unter dem Logo Samt und Seide zu verfolgen, zum Beispiel mit Bauten wie Behnisch-Haus oder Mediothek. Initiator und Motor dieser Bewegung müsse der Oberbürgermeister sein, so Jung. Diese Richtung dürfe man nicht verwässern. Man müsse die Überzeugung wie bei der Religion im Schneeballsystem weitertragen.
Die lebhafte Diskussion im Anschluss zeigte, wie emotional die Themen Identität, Marke und Slogan besetzt sind. Viele fanden die Idee mit dem Fest als Initialzündung großartig. Anderen war der Begriff des Außergewöhnlichen nicht griffig genug.
Mancher Zuhörer hatte weitere Vorschläge, die die Einmaligkeit Krefelds ausmachen: das Grün, der Rhein, das Bayerwerk. Es besteht also durchaus noch Diskussionsbedarf über Krefelds Identität. Gelegenheit dazu besteht beim Kulturfest am 2. Juli. Das ist zumindest schon mal zeitlich nah dran.