Zeitzeuge Architekt Werner Blaser im Haus Esters: "Das habe ich von Mies gelernt"
Der Architekt und Fotograf Werner Blaser erzählt im Haus Esters über seine Freundschaft mit Mies van der Rohe.
Krefeld. Zum dritten Mies-van-der-Rohe-Wochenende in Krefeld hatten die Kunstmuseen den Zeitzeugen, Architekten und Fotografen Professor Werner Blaser aus Basel zum Gespräch ins Haus Esters geladen. Blaser hatte während seines Aufenthalts in Chicago Mies van der Rohe kennengelernt und ein Buchprojekt mit ihm realisiert.
Blaser, 1924 geboren, ging 1949 nach seiner Lehre als Möbelschreiner nach Skandinavien und absolvierte dort ein längeres Praktikum bei dem finnischen Architekten und Designer Alvar Alto. Jedoch fühlte er sich eher zur Baukunst Van der Rohes hingezogen.
„Die Tiefe des Geistes bei Mies hat mich fasziniert“, erzählt Blaser im Gespräch. Die Jahre von 1951 bis 1953 verbrachte der Architekt in Chicago. Dort lernte er Mies van der Rohe kennen, der am Illinois Institute of Technology unterrichtete. Der Campus des Instituts wurde 1938 von Mies van der Rohe entworfen und realisiert. Bis heute gilt der Entwurf als beispielhaft.
Van der Rohe erteilte dort auch Unterricht. „Mies hielt keine Vorlesungen. Er saß an einem Tisch, und die Studenten versammelten sich um ihn und stellten ihm Fragen“, berichtet Blaser über die Arbeit des Architekten. „Mies war sehr humorvoll. Wenn Studenten mit ihren Problemen zu ihm kamen, hat er immer gelacht. Aber er hat sie nicht ausgelacht, er wollte ihnen die Hemmungen nehmen.“
Blaser belegte in Chicago einen Kurs in Fotografie. Das erste Foto, das er damals schoss, war ein Haus von Mies. Er und Mies freundeten sich an und arbeiteten fortan gemeinsam an Projekten. Sie realisierten das Buchprojekt „Kunst der Struktur“.
„In Chicago hat Mies das Höchste erreicht“, berichtet Blaser. Dort war der Architekt noch bekannter als in Europa. Die Fotografie erfüllte für Blaser unterschiedliche Funktionen. „Ich wollte die Standardbilder, die es von Mies in den Archiven gab, nicht für meine Bücher verwenden“, lautet eine seiner Gründe, sich der Fotografie zu widmen. „Ich habe fotografiert, um Bücher machen zu können.“
Seine Fotos bieten einen anderen Blick auf die Architektur von Mies. Die Offenheit der Gebäude einzufangen, das „Innen und Außen“ darzustellen, war sein größtes Anliegen. Denn auch die berühmten Schiebefenster Mies’ signalisieren Offenheit. „Öffnen bedeutet ja auch, man öffnet sich der Welt und der Natur“, so Blaser.
Vor 40 Jahren habe er ein Haus gebaut, das zu zwei Dritteln aus Glas bestand. „Das habe ich von Mies gelernt.“ Blaser sieht sich in der Pflicht, die Sinnfindung des Mies-Erbes weiterzugeben. „Mies’ Prinzipien sind 400 Jahre alt“, erzählt Blaser und zieht damit eine Verbindung zum Japan des 15. und 17. Jahrhunderts.
Die fernöstliche Architektur hat es dem 87-Jährigen angetan. Sein Lebensthema ist es, die Verbindung des Bauhausstils von Mies und der fernöstlichen Architektur aufzuzeigen. So haben die Häuser in den asiatischen Kulturen den gleichen Grundgedanken der Klarheit und Offenheit wie die Bauten von Mies.
In Collagen zeigt er diese Verbindungen auf. Mies habe schulbildende Elemente mit den Häusern Esters und Lange geschaffen. Die Häuser seien so gut erhalten, als wären sie erst gestern gebaut worden, gab er seiner Bewunderung Ausdruck.