Kempen „Ich habe gute Arbeit geleistet“

Udo Schiefner ist seit vier Jahren im Bundestag. Der Sozialdemokrat will kämpfen und in Berlin weitermachen.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. 2013 war es dann soweit — nach zwei vergeblichen Versuchen zog SPD-Kreisvorsitzender Udo Schiefner im dritten Anlauf in den Bundestag ein. Zwar gewann der Kempener nicht das Direktmandat gegen Uwe Schummer (CDU). Platz sieben auf der Landesliste reichte dem SPD-Mann aber für sein großes Ziel Berlin.

Vier Jahre später sitzt Udo Schiefner in der Viersener SPD-Geschäftsstelle und blickt zufrieden auf seine erste Legislaturperiode als Abgeordneter zurück: „Ich habe bewiesen, dass ich gute Arbeit geleistet habe.“ Das sagt Schiefner unter anderem mit Blick auf viele Projekte im Kreis Viersen, für die er sich um Fördergeld bemüht hat. „Als Beispiel kann ich die Süchtelner Königsburg nennen. Da ging es um 300 000 Euro. Und für die Sanierung der Werner-Jaeger-Halle in Lobberich gab es Bundesmittel in Höhe von zwei Millionen Euro“, so Schiefner.

Als Mitglied des Verkehrsausschusses hat der Kempener nach eigenen Angaben auch maßgeblich an der Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplans mitgearbeitet. Mit wichtigen Ergebnissen für den Kreis Viersen: Der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke zwischen Kaldenkirchen und Viersen, der Ausbau der A 52 am Neersener Kreuz, der Lärmschutz an der A 52 und der Ausbau der Auffahrt der A 44 in Willich-Münchheide stünden mit hoher Priorität auf der Liste des Bundes.

Projekte für den Kreis Viersen nach vorne bringen. Dieses Ziel steckt sich Schiefner auch für eine mögliche zweite Legislaturperiode in Berlin: „Ich möchte weiterhin Töpfe auftun, damit die Menschen im Kreis Viersen davon profitieren.“ Konkret im Auge hat Schiefner dabei unter anderem das Grefrather Eissportzentrum, in dem es an einigen Stellen dringenden Sanierungsbedarf gibt. Dort war er bereits im Juni gemeinsam mit dem haushaltspolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Kahrs.

Im Feld der Familien- und Bildungspolitik setzt Schiefner auf ein Wahlkampfthema der Sozialdemokratie: Bildung muss kostenlos sein — „und zwar von der Kita bis zum Meisterbrief“. Auf Nachfrage sagt Schiefner, dass ein beitragsfreier Kindergartenplatz möglich ist. „Natürlich können die Kommunen das nicht alleine stemmen. Land und Bund müssen unterstützen“, sagt Schiefner. Und für die erforderlichen Bundesmittel werde sich die SPD stark machen.

Ein weiteres wichtiges Feld sei das Thema Digitalisierung. „Wir müssen Kindern und Jugendlichen klarmachen, welche Veränderungen damit verbunden sind“, sagt der 58-Jährige. Mit Blick darauf, dass es in vielen Kommunen schon an der Infrastruktur hapert, um den Herausforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden, verweist Schiefner erneut auf Bundesmittel. „Auch hier gibt es Fördermöglichkeiten. Bis 2025 stehen Bundesmittel bereit. Die Kommunen müssen sich dringend damit beschäftigen“, so der Abgeordnete.

Dringenden Handlungsbedarf sieht Schiefner in der Verbesserung des ÖPNV-Angebots im Kreis Viersen. Dafür wolle er sich weiterhin im Verkehrsausschuss einsetzen. „Druck machen“ will er weiter beim schier endlosen Ärger auf der Strecke des Niers-Expresses zwischen Kleve und Düsseldorf. „Da bin ich ein Wadenbeißer und werde immer wieder nachhaken“, so Schiefner. Nach der Wahl im September erwarte er Stellungnahmen von VRR und Nordwestbahn zu den Problemthemen.

Seinen Politstil bezeichnet der Kempener selbst als „pragmatisch“. Er sei keineswegs von ideologischen Vorstellungen geprägt. Daher gebe es auch eine gute Zusammenarbeit mit seinem christdemokratischen Pendant Schummer. „Es gibt aber deutliche Unterschiede zwischen Herrn Schummer und mir“, sagt Schiefner. So habe Schummer als CDU-Mann aus dem Arbeitnehmerflügel nicht immer den Rückhalt seiner Fraktion. „Das ist bei mir anders“, sagt Schiefner. „Wenn ich für etwas eintrete, stehe ich dahinter. Und meine Fraktion auch.“

Mit Blick auf den Wahlausgang kommt Schiefners Antwort auch pragmatisch daher: „Ich bin mir bewusst, dass der Kreis Viersen ein konservativer Wahlkreis ist. Und dass hier noch nie ein Sozialdemokrat direkt gewonnen hat. Ich habe allerdings keine Erststimme zu verschenken. Ich habe gute Arbeit geleistet und das sollte auch belohnt werden.“

An den Infoständen will Schiefner mit den Parteifreunden im Kreis Viersen um jede Stimme kämpfen. „Die Unterstützung der Ortsverbände ist großartig. Und es ist mitnichten so, dass nach der Niederlage bei der Landtagswahl alle in eine Schockstarre verfallen sind“, sagt Schiefner. Mit großer Euphorie will er für eine starke SPD im Kreis kämpfen.

Wenn es nicht mit dem Direktmandat klappt, wird Schiefner wohl trotzdem in den Bundestag einziehen. Mit dem guten Listenplatz elf dürfte er abgesichert sein. Dann stünden weitere vier Jahre Berlin für den 58-Jährigen an. Doch wie lange will er sich eigentlich noch im Politik-Zirkus der Hauptstadt tummeln? „Solange ich mich gesund fühle. Und solange ich ohne jegliche Allüren arbeite, die mancher Abgeordneter in Berlin hat“, sagt Schiefner. Es gehe um Politik für den Wahlkreis. Er wolle für seine Wähler eintreten, „nah dran“ sein, wie es auf den Wahlplakaten steht. Sollte er dieses Prädikat weiterhin erfüllen, könnte Schiefner sich noch „zwei oder drei Legislaturperioden“ vorstellen.