Das Herzstück des Museums

Das Hauptgebäude in Grefrath wurde erstmals 1326 erwähnt.

Foto: WZ-Archiv

Grefrath. „Die Burg ist als Kontrast zu den bäuerlichen Hofensembles zu sehen“, sagt Anke Wielebski. Leiterin des Niederrheinischen Freilichtmuseums. Wobei die Burg, sprich die Dorenburg, nicht eine Burg im klassischen Sinne ist. Das namensgebende Gebäude des Freilichtmuseums ist Thema dieses Teils der WZ-Serie.

Die Anlage selbst lässt sich bis auf das Jahr 1326 zurückverfolgen. Da wird sie urkundlich erstmalig in einem Lehensverzeichnis der Grafen von Geldern erwähnt. In der im rechten Winkel angelegten zweiflügeligen Wasserburg — sie besitzt damit die typische Form der niederrheinischen Wehrbauten — haben immer wieder verschiedene Burgherren gewohnt. Um 1800 zogen Bauern ein, die Landwirtschaft betrieben.

Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben den Westflügel. Dennoch wurde das restliche Gebäude bis in die 1960er Jahre benutzt. Grefrath, 1177 noch Greverode (Rodung der Grafen) genannt, hatte wechselnde Herren: darunter Spanien, Preußen, Frankreich und wieder Preußen. 1966 ging die Dorenburg in den Besitz der Gemeinde über. 1973 — nach mehrjähriger Renovierung — wurde um das Gebäude das Freilichtmuseum Dorenburg eingerichtet. „Somit ist sie das einzige Gebäude, das dort von Anfang an stand“, sagt Wielebski.

Seit mehr als 30 Jahren vermittle das Haus in seiner Dauerausstellung und in den zahlreichen Sonderausstellungen kultur- und regionalhistorisches Wissen, so die Museumsleiterin. Als die Bauern vor mehr als 200 Jahren in die Dorenburg einzogen, teilten sie die großen Räume in mehrere kleine auf. Dies ist noch im Südflügel zu erkennen, in dem sich die Dauereinrichtung Niederrheinische Wohnkultur befindet. Im Westflügel sind im Obergeschoss die Verwaltung und ein Raum für Wechselausstellungen untergebracht. Im Erdgeschoss gibt es einen Veranstaltungssaal.

Der Besucher betritt das Gebäude durch eine sogenannte Klöntür. Die zweigeteilte Pforte stammt aus dem 18. Jahrhundert, gehört aber nicht, wie auch die anderen, zum ursprünglichen Haus. Hält man sich links, geht es in den Südflügel, in dem sich auch das Trauzimmer im ehemaligen Saal befindet. Es ist mit Möbeln verschiedener Epochen eingerichtet.

„Hochzeiten in der Dorenburg sind sehr beliebt“, freut sich Wielebski über den großen Zuspruch. Rund um den Kamin in der großen Küche spielte sich das Leben der Familie ab. Möbel, Geschirr und ein Kinderwagen aus dem 19. Jahrhundert werden dort ausgestellt. Neben diesem Raum befindet sich die Gesindestube. Auch dort gibt es Hausrat zu sehen sowie einen abschließbaren Brotschank an der Wand und einen hölzernen Schultornister auf dem Tisch. Von der Stube führt ein Abgang in den Keller. Der Vorraum dazu ist dem Thema Waschen gewidmet.

In einem Nebenraum kann der Besucher Silke Hecks über die Schulter schauen. Die gelernte Weberin sitzt am Webstuhl und fertigt Gebrauchsgegenstände, die auch zum Verkauf angeboten werden. „Zurzeit sind besonders Babytragetücher gefragt“, sagt Hecks, die auch hin und wieder am Spinnrand sitzt — wie früher die Bewohnerinnen der Dorenburg. Vom Webzimmer aus führt eine kleine Treppe in die Opkammer. Sie zeigt Himmelbett, Aufbewahrungstruhe und ein Lavoir (Waschtisch) aus Zinn.

„Die Ausstattung der Räume mit Möbeln und Bildern verschiedener Epochen entspricht durchaus den damaligen Lebensgewohnheiten“, sagt Wielebski.