Fall Mirco: Gerüchte schießen ins Kraut

Eine Falschmeldung um wieder aufgetauchten Müll sorgteam Dienstag für viel Unruhe im Fall des vermissten Mirco.

Grefrath. Händeringend hatte die Polizei den Abfall aus den Mülleimern am Parkplatz zwischen Grefrath und Hinsbeck gesucht. Eine Frau hatte dort vor zwei Wochen die Hose des vermissten Mirco gefunden. Doch der Müll war bereits in der Verbrennungsanlage gelandet, mögliche Spuren waren verloren.

Dann hieß es am Mittwoch: Der Müll ist doch nicht weg. Er lagere in einem Container auf dem Gelände des Bauhofes. Eine Ermittlungspanne, die die Polizei bei ihrer Suchaktion nach dem vermissten Jungen 14 Tage Zeit gekostet habe.

Doch an dieser Meldung ist nichts dran. "Der Müll vom Parkplatz an der Kreisstraße zwischen Grefrath und Hinsbeck ist definitiv verbrannt", bestätigte am Dienstagabend Axel Küppers, Pressesprecher des Kreises Viersen, gegenüber der Westdeutschen Zeitung.

Zuvor hatten sich die Meldungen überschlagen: Wie konnte der Müll, der möglicherweise wichtige Spuren enthält, zwei Wochen lang übersehen werden? Warum hatte der Bauhof-Mitarbeiter die Polizei falsch informiert und damit die Verzögerung ausgelöst? Ein Missverständnis zwischen Polizei und Bauhof löste die Falschmeldung aus.

Dahinter steckt ein schlichtes Missverständnis. Nachdem eine Hose auf dem Parkplatz Heitzerend gefunden worden war, die zur Beschreibung von Mirco passte, hatte die Polizei beim Bauhof der Gemeinde angefragt, ob bei ihr Müll vom besagten Parkplatz lagere. Daraufhin wurde der Polizei erklärt, dass für diesen Parkplatz der Kreis Viersen zuständig sei.

Die Mitarbeiter in Viersen mussten dann mitteilen, dass der Abfall bereits verbrannt worden war. Die Mitarbeiter des Gemeinde-Bauhofes in Grefrath hatten den Polizisten aber auch mitgeteilt, dass sie selbst von gemeindeeigenen Parkplätzen, Bushaltestellen oder wilden Müllkippen Abfall einsammeln und in einem Container lagern würden.

Daraufhin, erläuterte am Dienstag Hans-Jürgen Perret, stellvertretender Hauptamtsleiter der Gemeinde Grefrath, habe die Polizei erklärt, dass man diesen Müll im Moment nicht benötige; man werde sich später melden. Nachdem der Bauhof von der Stadt nichts mehr gehört hatte und der Inhalt des Containers nun endgültig entsorgt werden sollte, so Perret, habe der Bauhof sicherheitshalber bei der Polizei nachgefragt, ob man diesen eingesammelten Müll tatsächlich nicht mehr durchsuchen wolle.

Bauhof, Müll, Entsorgung: Das löste Entsetzen bei den Ermittlern aus, und eine Falschmeldung nahm ihren Lauf.

Dennoch will die Polizei nun auch diesen in ganz Grefrath eingesammelten Müll untersuchen. Dazu sind am Mittwoch die Einsatzkräfte auf dem Gelände des Bauhofes in Grefrath. Eine heiße Spur wird nicht erwartet, aber man wolle keine noch so kleine Möglichkeit außen vor lassen, so Theveßen.

Schließlich schlummert im Container auch Abfall aus Mülleimern, die gar nicht so weit weg von dem Parkplatz stehen, an dem Mircos Kleidungsstücke gefunden wurden, sagt Hans-Jürgen Perret.

Inzwischen sind bei der Polizei fast 2000 Hinweise im Fall Mirco eingegangen. Allen werde akribisch nachgegangen, betont Theveßen. "Wir formen nun aus den Puzzlestücken ein Gesamtbild." Die meisten Hinweise beziehen sich auf den dunklen Kombi, der am Abend von Mircos Verschwinden an der Mülhausener Straße gesehen wurde. Viele Anrufer beschäftigen sich aber auch mit auffälligem Verhalten verschiedener Menschen.

So musste sich ein Waldbesitzer aus Duisburg bereits mehrfach den Fragen der Ermittler stellen. Er war Zeugen aufgefallen, weil er mit seinem Wagen in Feld und Flur unterwegs war. "Der Mann hat mit dem Fall nichts zu tun", sagt Theveßen.