Interview mit der Polizei: "Geduldsspiel" im Fall Mirco

Polizeisprecher Willy Theveßen äußert sich zum Stand der Ermittlungen.

Niederrhein. Der Fall des verschwundenen Mirco aus Grefrath beschäftigt seit mittlerweile zweieinhalb Wochen nicht nur die Menschen in der Region. Nach den teils spektakulären Suchaktion der vergangenen Tage ist die Polizei nach eigenen Angaben derzeit dabei, die Spuren und Hinweise zu analysieren und "Steinchen für Steinchen ein Mosaik zu erstellen". Wir sprachen mit Willy Theveßen, Sprecher der Soko Mirco bei der Mönchengladbacher Polizei, über die momentane Situation.

WZ: Herr Theveßen, in wenigen Tagen ist Mirco seit drei Wochen verschwunden, bei der Suche wurden unter anderem Suchhunde und Bundeswehr-Tornados eingesetzt. Wie hoch sehen Sie derzeit die Chancen, diesen Fall aufzuklären?

Willy Theveßen: Aufgrund der vielversprechenden Hinweise und Zeugenaussagen sowie der relativ großen Sicherheit, dass es sich um einen regionalen Täter handelt, sind wir zuversichtlich, diesen Fall lösen zu können. Allerdings ist uns klar, dass es unter Umständen ein Geduldsspiel werden kann. Wenn wir DNA-Treffer haben, kann es aber schneller gehen.

WZ: Wie sieht es denn aus mit diesen genetischen Fingerabdrücken?

Theveßen: Wir sind nach wie vor dabei, die vielen verschiedenen Spuren auszuwerten. Aber das dauert eben seine Zeit.

WZ: Die Polizei muss Hunderten von Hinweisen aus der Bevölkerung nachgehen. Reichen die personellen Kräfte überhaupt dafür aus?

Theveßen: Eine 50-köpfige Kommission, wie wir sie derzeit haben, belastet die Behörden in Mönchengladbach und Viersen natürlich schon. Aber der Fall Mirco hat absolute Priorität, und wir bekommen von den Landesbehörden weiterhin die volle Unterstützung. "Wir tauschen uns mit Kollegen aus - bundesweit und sogar international."

WZ: Was erhoffen Sie sich von dem so genannten Briefkasten, der bald auf dem Parkplatz aufgestellt werden soll, wo die Hose des Jungen gefunden wurde?

Theveßen: Schriftliche Hinweise, die direkt vor Ort verfasst werden können. Der Kasten wird natürlich regelmäßig von uns geleert und der Inhalt ausgewertet.

WZ: Aus Emmerich hat es Meldungen gegeben, dass Schüler von unbekannten Männern mit verschiedenen Fahrzeugen - darunter ein dunkler Kombi - angesprochen worden sind. Sehen die Ermittler Zusammhänge zum Fall Mirco, bei dem nach einem dunklen Pkw gefahndet wird?

Theveßen: Bis jetzt noch nicht. Aber wir haben solche Meldungen natürlich direkt "auf dem Schirm". Wenn irgendwo eine vergleichbare Straftat begangen wird, bekommen wir das mit, um mögliche Zusammenhänge sofort erkennen zu können.

WZ: Werden bei den Ermittlungen auch weiter entfernt liegende Fälle aus der Vergangenheit einbezogen, bei denen der Täter nicht gefasst werden konnte?

Theveßen: Selbstverständlich, das ist Standard. Es findet ein Austausch mit den Kollegen statt - bundesweit und sogar international.

WZ: Was raten Sie den Eltern in der gesamten Region, die ihre Kinder aus Angst nicht mehr allein zu Freunden oder in die Schule gehen oder radeln lassen?

Theveßen: Ich verstehe, dass die Eltern derzeit stark besorgt sind. Die grundsätzliche Meinung der Polizei ist, dass Eltern ihren Kindern ein gesundes Misstrauen mit auf den Weg geben sollten. Sie sollten in der Lage sein, in bestimmten Situationen klar ,Nein’ zu sagen und bei Gefahr lautstark auf sich aufmerksam zu machen.