Das Drama von Duisburg: Vorwürfe gegen Veranstalter
Loveparade: Vor dem Tunnel und an der Rampe waren kaum Ordner zu sehen. Alle Opfer starben an Brustquetschungen.
Düsseldorf. Vier Tage nach der Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg erhöht sich der Druck auf den Veranstalter, den Unternehmer Rainer Schaller und seine Firma Lopavent.
Nach Informationen unserer Zeitung geht aus dem Sicherheitskonzept für die Mega-Veranstaltung klar hervor, dass der Tunnel und die Rampe zum Zuständigkeitsbereich des Veranstalters gehörten. Dort sollten 150 Ordner für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Auf Polizeivideos sind aber zu der Zeit, als es zur Eskalation kam, nur zwei oder drei zu sehen.
Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) unterstrich: "Der Bereich gehörte zum Verantwortungsbereich des Veranstalters." Sie will eine bundesweite Regelung, damit künftig nicht mehr Städte, sondern vielmehr Landesbehörden Großveranstaltungen genehmigen. "Damit gehen wir in die Innenministerkonferenz", so Kraft.
Das Sicherheitskonzept der Loveparade wurde am 21.Juli, also nur drei Tage vor der Loveparade, von einem nachgeordneten Beamten gebilligt. Die Genehmigung ging erst am Veranstaltungstag bei der Polizei ein. Der Rathausbeamte hatte zwar unterschrieben, aber auch deutlich gemacht, dass es eine "Unterschreitung der Fluchtausgänge" gebe - also zu wenig Ausweichmöglichkeiten bei einer Notlage.
Kraft widersprach der Darstellung, die meisten der 20 Todesopfer seien an Sturzverletzungen gestorben. "Sie sind alle Brustquetschverletzungen erlegen", sagte sie.
Der Druck auf Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) verstärkt sich. Die "WAZ" berichtet, dass am 18.Juni der Leiter des Baudezernats in einem Vermerk schrieb: "Ich lehne aufgrund dieser Problemstellung eine Zuständigkeit und Verantwortung ab. Dieses entspricht in keinerlei Hinsicht einem ordentlichen Verwaltungshandeln und einer sachgerechten Projektstellung." Im Verteiler steht auch OB (= Oberbürgermeister).