Kein Ende der Loveparade-Ermittlungen in Sicht

Düsseldorf (dpa). Auch fast ein Jahr nach der Loveparade- Katastrophe von Duisburg ist ein Ende der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nicht in Sicht. Die als wesentlich geltenden Zeugen seien inzwischen vernommen worden, berichtete berichtete Nordrhein-Westfalens Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) am Mittwoch im Rechtsausschuss des Düsseldorfer Landtags.

Wann die Ermittlungen abgeschlossen werden könnten, sei aber noch nicht absehbar.

So werde die Auswertung der enormen elektronischen Datenmengen, die bei der Stadtverwaltung Duisburg sichergestellt worden seien, voraussichtlich noch mehrere Monate in Anspruch nehmen, sagte Kutschaty. Bei der Loveparade im vergangenen Juli starben 21 junge Menschen, Hunderte wurden verletzt.

Bei den Ermittlungen habe sich der Anfangsverdacht gegen Verantwortliche aus Reihen der Stadt, des Veranstalters und der Polizei bestätigt. Konkrete Angaben machte Kutschaty unter Verweis auf Persönlichkeitsrechte der Betroffenen nicht. Von den 16 Beschuldigten habe sich bislang nur einer zur Sache eingelassen. zu dem Kreis zählen der damalige Polizeieinsatzleiter sowie elf Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier des Veranstalters. Bis jetzt seien insgesamt 493 Strafanzeigen eingegangen.

Auch die Untersuchungen eines britischen Experten für die Ursachen von Massenpanik dauern an. Der Wissenschafter sei auf diesem Gebiet einer der weltweit führenden Wissenschaftler und „jüngst als Sicherheitsberater für die Hochzeitsfeier von Prinz William und Kate Middleton in London tätig gewesen“, berichtete Kutschaty.

Unterdessen legte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) dem Landtag den vorläufigen Abschlussbericht der Essener Polizei zur Nachbereitung des Loveparade-Einsatzes vor. In Anbetracht der laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sei es noch nicht möglich, den Einsatz der Polizei umfassend zu bewerten, unterstrich Jäger. Aber im Interesse der Sicherheit habe er aus den bisherigen Erkenntnissen bereits Schlussfolgerungen gezogen. „Wir haben heute schärfere Regelungen zur Genehmigung von Großveranstaltungen im Freien.“

Da die Staatsanwaltschaft in Duisburg ihr Ermittlungsverfahren nicht mehr gefährdet sieht, habe sie ihre Bedenken gegen die Veröffentlichung dieser Erkenntnisse zurückgezogen, berichteten beide Minister. Auch gegen Bebauungspläne am Ort der Katastrophe gebe es insofern keine Bedenken, berichtete ein Mitarbeiter des Justizministeriums. „Der Tatort ist umfassend gesichert und die Spuren digitalisiert worden.“