Kirchentag: Protestanten kämpfen in Sachsen um Gehör

Der Kirchentag steht ab Dienstag zwischen politischem Anspruch und gesellschaftlicher Relevanz.

Dresden. Mit dem Ton A sollen Hunderttausende am Mittwochabend entlang der Elbe singend den Evangelischen Kirchentag eröffnen. Doch wer A summt, muss auch B sagen.

Die Kirchentagsbewegung versteht sich traditionell nicht nur als geistlicher Impulsgeber, sondern will auch gesellschaftlich Position beziehen. In Sachsen wird aber mehr denn je die Frage sein: Verschafft sie sich damit noch Gehör?

Von der Bevölkerung in dem Freistaat gehören nur 20 Prozent der evangelischen Kirche an, gerade jeder vierte Ostdeutsche ist Mitglied einer christlichen Kirche. Nicht zum ersten Mal allerdings muss sich das protestantische Laientreffen in der Diaspora behaupten.

Und entgegen den Erwartungen der Organisatoren fallen die Anmeldezahlen nicht geringer aus als bei anderen Kirchentagen. Die Privatquartiere mussten noch kurzfristig auf 12 000 aufgestockt werden.

Aufwind für die Kirche in Ostdeutschland ist aber nur ein Anliegen des fünftägigen Glaubensfestes. Die Themen, die sich nicht nur parteipolitisch, sondern eben auch christlich bewerten lassen, liegen auf der Hand: der Atomausstieg, die Konsequenzen aus der Wirtschafts- und Finanzkrise, die Rolle der Bundeswehr, Fragen der Integration.

Spitzenpolitiker wie Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel werden dazu Rede und Antwort stehen. Aber immer wieder soll es auch darum gehen, welchen Beitrag jeder Einzelne durch sein Verhalten beispielsweise zur Energiewende leisten kann.

Kirchentagspräsidentin Katrin Göring-Eckardt wirbt um Spenden für drei Solar-Kraftwerke, die der Kirchentag in Dresden über eine Stiftung bauen lassen will.

Innerchristlich hat der Ökumenische Kirchentag 2010 in München viel Ernüchterung hinterlassen. Fortschritte im Miteinander der Konfessionen sind nicht erkennbar. Im Osten habe aber die feindselige Haltung des DDR-Staates Protestanten und Katholiken zusammenrücken lassen, sagt der sächsische Landesbischof Jochen Bohl.

Nicht nur von diesem Brückenschlag soll Dresden profitieren: Die Arbeitsgemeinschaft Juden und Christen feiert beim Kirchentag ihr 50-jähriges Bestehen.