Landtagswahl NRW 2017 Wahl-Lexikon: Trendwende? Wahlbeteiligung in NRW steigt wieder

59,6 Prozent der Wahlberechtigten gaben 2012 ihre Stimme ab. Am Sonntag könnten wieder mehr Menschen den Gang an die Urne finden.

Seit den 80er Jahren nimmt die Wahlbeteiligung in Deutschland ab — Nordrhein-Westfalen ist keine Ausnahme. (Symbolbild)

Foto: Julian Stratenschulte

Düsseldorf. Die Schlagzeilen sind häufig die gleichen: Die Zahl der Nichtwähler steigt, die Zahl derer, die an die Wahlurne treten, sinkt. In schöner Regelmäßigkeit lösen Wahlen in Deutschland eine Debatte über die miserable Wahlbeteiligung aus. Seit den 80er Jahren nimmt die Wahlbeteiligung in Deutschland ab — Nordrhein-Westfalen ist keine Ausnahme.

Viele Bürger sehen ihren Willen durch die Parteien nicht mehr vertreten. Im Allgemeinen wird eine schwache Wahlbeteiligung als Zeichen mangelnden Vertrauens in die demokratischen Strukturen gesehen. Es ist ein ewiger Kampf gegen Politikverdrossenheit, Desinteresse und Wahlmüdigkeit. Viele Wähler gehen davon aus, dass ihre Stimme sowieso keinen Einfluss hat.

Ein Überblick der Wahlen in Nordrhein-Westfalen von 1950 bis 2012 spiegelt den Trend der Jahrzehnte wider: 72,3 Prozent gaben 1950 ihre Stimme ab. 1975 war die Wahlbeteiligung mit 86,1 Prozent außerordentlich hoch. 1980 lag sie bei 80 Prozent, 1985 sank sie auf 75,2 Prozent, 1990 stimmten 71,8 Prozent ab, 1995 trieb es 64 Prozent an die Wahlurne, 2000 waren es nur noch 56,7 Prozent. Im Jahr 2005 stieg die Zahl der Wähler auf 63 Prozent, 2010 beteiligten sich 59,3 Prozent, 2012 gingen 59,6 Prozent der Menschen in Nordrhein-Westfalen ins Wahllokal.

Sinkt die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent, repräsentiert selbst ein einstimmiger Parlamentsbeschluss nicht mehr eine Mehrheit der Wahlberechtigten. Ein bundesweit historisches Tief hatte es etwa im Jahr 2006 mit 44,4 Prozent in Sachsen-Anhalt gegeben.

Wahlforscher haben allerdings eine Trendwende beobachtet: Seit 2016 machen wieder mehr Menschen bei Landtagswahlen ihr Kreuz auf dem Stimmzettel. So wie im Saarland, in Berlin oder wie zuletzt am Wochenende in Schleswig-Holstein — ein Trend, der sich am Sonntag auch in NRW zeigen könnte. E.S.