Landtagswahl 17 Wahlarena: Lange Sendung, wenig Zeit

Mit der zahlenmäßig größten TV-Runde, die es je in NRW gab, starteten die Parteien in die letzte Phase des Landtagswahlkampfs.

Foto: Herby Sachs/WDR/dpa

Köln. 105 Minuten geplante Sendezeit sind wahrlich nicht wenig, doch bei sieben Spitzenkandidaten zur NRW-Wahl wurde in der WDR-„Wahlarena“ — passenderweise gesendet aus dem alten Studio der Sendung „Zimmer frei!“ — am Ende doch die Zeit knapp.

Anders als am Dienstag, als Hannelore Kraft (SPD) und Armin Laschet (CDU) allein zum Duell im gleichen Studio aufeinander trafen, zeigte sich die Ministerpräsidentin nicht nur äußerlich (Blazer-Farbwechsel von Rot auf Blau) deutlich landesmütterlicher und souveräner. „Eine Frau wird grundsätzlich anders bewertet, das bin ich gewohnt. Bei einem Mann hätten Sie gesagt: engagiert sich für seine Themen. Die Zuschauer haben mich schon am Dienstag so wahrgenommen“, sagte Kraft unserer Zeitung unter Bezug auf Zahlen des Forsa-Instituts. Laut einer Blitzumfrage sahen die TV-Zuschauer (anders, als die meisten Medien) Kraft am Dienstag als Gewinnerin.

Armin Laschet (CDU) gelang es auch in der größeren Runde wieder, die wichtigsten seiner Themen (innere Sicherheit, Verkehr und Wirtschaft) deutlich anzusprechen. Anfangs etwas fahrig wegen des Zeitdrucks, machte Laschet deutlich, wo sich die CDU nicht nur von der SPD, sondern auch von Grünen und FDP unterscheidet. Mehrfach erntete Laschet offenen Publikumsapplaus, so, als er Hannelore Kraft zur Sicherheitspolitik (Köln, Amri, No-Go-Areas) vorhielt: „Die Menschen sind es satt.“

Für seine Verhältnisse ausgesprochen zurückhaltend blieb Christian Lindner (FDP), der selbst seine Angriffe staatsmännisch sachlich vortrug und sich teils als über den Dingen ruhend präsentierte, wenn er Laschet und Kraft mit der Formulierung „Ich störe die Koalitionsverhandlungen nur ungern“ unterbrach oder Laschet jovial („Armin, Du musst schon einräumen . . .“) die Show zu stehlen versuchte.

Wie ausgewechselt: Sylvia Löhrmann (Grüne), offenbar von den leicht gestiegenen Umfragewerten beflügelt, ging betont offensiv in die Debatte und ließ selbst den gescheiterten Gymnasial-Kompromiss G8/G9 noch wie planvolle Politik aussehen: „CDU und FDP können mit Umweltthemen nichts anfangen“, sagte sie unserer Zeitung nach der Sendung und kündigte an, die Partei werde in ihrer Koalitionsabsage an „Jamaika“ wegen der FDP hart bleiben: „Wir verhelfen einer Partei der Ellenbogen nicht zur Macht.“

Eher blass in der Runde: Özlem Alev Demirel, die vor allem auf Umverteilungswünsche setzte, aber selten zum Zuge kam. Verlierer der Runde: Marcus Pretzell von der AfD. Fast eine Stunde kam der Rechtspopulist mit grantelnden Anmerkungen durch, dann stolperte er über Fragen zur U3-Kinderbetreuung, als er das Gegenteil des AfD-Parteigramms verkündete. Peinlich: Auf viermalige Nachfrage keine Antwort zur Schaffung von Arbeit, schließlich Buhrufe, als er Le Pen für Sonntag den Wahlsieg wünschte.

So ganz gelang es den Moderatorinnen Ellen Ehni und Sabine Scholt nicht, die Redezeiten unter den Kandidaten gleich zu verteilen: Christian Lindner (FDP) erhielt fast eine Viertelstunde, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) etwas mehr als 12, Armin Laschet (CDU) blieb unter 9 Minuten. Am schlechtesten wurde Michele Marsching (Piraten, 7 Minuten) behandelt.

Bei einigen Themen kam er gar nicht zu Wort und musste als einziger die Frage nach dem großen Kistenpacken im Landtag beantworten: „Das war eine Unverschämtheit. Für alle Fraktionen endet die Wahlperiode“, sagte Marsching unserer Zeitung: „Erziehung und gutes Benehmen haben sich in dieser Sendung nicht ausgezahlt.“ Zumindest bei Twitter sah das anders aus: Dort wurde der Pirat als sachlichster Teilnehmer der Runde gelobt.