Camille Abily denkt schon an das Endspiel

Für Frankreich ist nach dem Sieg im Elfmeterkrimi gegen England alles möglich.

Leverkusen. Diese Dame weiß, was sie will. Dass sie mit der französischen Fußball-Nationalmannschaft das Halbfinale erreicht hat, macht sie „sehr, sehr glücklich“. Das heißt aber noch lange nicht, dass ihr Glück vollkommen wäre.

„Wir glauben an uns, wir wollen noch mehr“, sagt Camille Abily nach dem 5:4 nach Elfmeterschießen gegen England im Viertelfinale von Leverkusen. Und um zu versichern, dass sie das alles wirklich ernst meint mit dem Finale, sagt sie: „Wir sind stur.“

Was man sich bei der 26 Jahre jungen und weltgewandten Dame gar nicht vorzustellen vermag. Sie hat den ganz normalen Profi-Weg absolviert. In Montpellier aufgefallen, hat Camille Abily sich 2006 für Olympique Lyon und dann schnell für die Profiliga in den Vereinigten Staaten entschieden. Und die Vereine sind die, die auch Brasiliens Marta verpflichtet haben.

Abily wechselt 2009 zu Los Angeles Sol, danach zum FC Gold Pride. Beide Vereine gingen in Konkurs und Abily ist zurück in Frankreich, wieder bei Olympique Lyon und hat mit dem Klub die Champions League gewonnen. „Wir sind sehr professionell“, sagt sie, „wir wollen bei diesem Turnier so weit wie möglich kommen, wir haben großes Vertrauen in unseren Köpfen.“

Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft von Trainer Bruno Bini, gegen England wird sie zur Spielerin des Spieles. Nur in einem Moment scheint sie die Beherrschung zu verlieren, als sie den ersten Elfmeter für Frankreich verschießt: „Ich habe mich sehr schlecht gefühlt, aber jetzt kann ich darüber lachen.“ Weil alle anderen treffen und Frankreich das Halbfinale erreicht.

„Das Leben ist schön“, sagt Bini, der immer so wirkt, als wäre er ganz woanders, wenn er nach seiner Mannschaft im besonderen und Fußball im allgemeinen gefragt wird. Gegen England hatte er mehrfach das Gefühl, „im falschen Film zu sein“.

Die Überlegenheit seiner Mannschaft war beeindruckend, aber erst in der 88. Minute gelingt Elise Bussaglia der Ausgleich des englischen Führungstreffers von Jill Scott. Im Elfmeterkrimi scheitern Claire Rafferty und Kapitän Faye White.

Wie das in England eben so ist im Elfmeterschießen. „Ich weiß auch nicht, warum es immer uns treffen muss“, sagt Faye White. Nachdem ihr Schuss an die Querlatte gekracht war, ging sie in die Knie und ließ ihren Tränen freien Lauf. Auf der anderen Seite der BayArena jubelten die Französinnen.

Bini sprach nur noch von „wunderbaren Frauen“, schaute versonnen, kämpfte mit den Tränen. „Beim Gegentor bin ich zehn Jahre älter geworden, beim verschossenen Elfmeter nochmal um zehn, aber der Sieg hat mich wieder 22 Jahre jünger werden lassen.“ Bruno Bini ist ein glücklicher Mensch.