Frankreich im Elfmeterglück: „Wir sind stur“
Leverkusen (dpa) - Frankreichs Fußballerinnen haben durch ihren Sieg im Elfmeterkrimi gegen England das WM-Halbfinale erreicht und die Qualifikation für Olympia 2012 geschafft. England hingegen trauert: Auch den „Three Lionesses“ fehlt die Nervenstärke vom Elfmeterpunkt.
Als der letzte Elfmeter an das Lattenkreuz geknallt war und Frankreichs Fußballerinnen das WM-Halbfinale erreicht hatten, atmete Bruno Bini kurz durch. Der Coach der „Les Bleues“ war nach dem Nervendrama, das seine Mannschaft mit 4:3 im Elfmeterschießen gegen England gewonnen hatte, sichtlich geschafft. „Ich bin bei dem Gegentreffer zehn Jahre gealtert und weitere zehn Jahre beim verschossenen Elfmeter. Aber der Sieg hat mich wieder 22 Jahre jünger werden lassen“, sagte der 56-jährige Bini.
Beim Einzug in die Vorschlussrunde, in der am 13. Juli in Mönchengladbach die Amerikanerinnen nach ihrem Viertelfinal-Sieg gegen Brasilien warten, wollen es die Französinnen aber nicht bewenden lassen. „Unser Selbstvertrauen ist deutlich gestiegen. Wir glauben an uns und möchten noch mehr“, meinte Camille Abily.
Die vor der Weltmeisterschaft gesetzten Ziele hat das Team längst geschafft: Erstmals erreichten Frankreichs Fußball-Frauen das WM-Halbfinale und qualifizierten sich zudem als eine der beiden besten europäischen Mannschaften der Titelkämpfe für die Olympischen Spiele 2012 in London. „Das ist für uns sehr wichtig. Wir sind stur und wollten unbedingt zu Olympia“, erklärte Bini. Vor 26 395 Zuschauern mussten er und die Fans allerdings lange zittern.
Denn das WM-Aus hatten die Französinnen im Viertelfinale gleich mehrfach vor Augen. Elise Bussaglia glich erst in der 88. Minute mit einem Gewaltschuss die englische Führung durch Jill Scott (59.) aus - und nach torloser Verlängerung eröffnete Abily das Elfmeterschießen mit einem Fehlversuch. Nerven zeigten aber ebenso die Engländerinnen Claire Rafferty und Faye White, die mit dem letzten Schuss die Latte traf.
Die Entscheidung vom Elfmeterpunkt hatte Binis Elf allerdings geradezu herausgefordert. Frankreich dominierte die einseitige Partie, nutzte aber selbst hochkarätige Torchancen nicht. „Ich hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Gut, dass wir am Ende für unsere harte Arbeit belohnt wurden“, meinte Bini.
Ebenso wie die männlichen Profis, die bei großen Turnieren schon mehrfach im Elfmeterschießen gescheitert sind, versagten auch Englands Fußball-Frauen im entscheidenden Moment. „Wir haben einen tollen Charakter gezeigt und waren ganz nah dran. Es ist ein mieses Gefühl, so auszuscheiden“, sagte Trainerin Hope Powell. An der verdienten Pleite konnte sie unterm Strich allerdings nichts aussetzen. „Frankreich hat eine hohe Qualität geboten, wir konnten uns nur ins Elfmeterschießen schleppen.“ Tapfer gekämpft hatten ihre Spielerinnen, doch auch bei der dritten WM-Viertelfinal-Teilnahme blieb die Hoffnung auf die Vorschlussrunde unerfüllt.