Wild, jung und mit Ruhe: DFB-Frauen mit Bewährtem

Frankfurt/Main (dpa) - Jung und wild gepaart mit Erfahrung: Der Zwei-Generationen-Sturm um Celia Okoyino da Mbabi und Birgit Prinz soll die Sommerparty der deutschen Fußball-Frauen fortsetzen und die Euphorie mit dem Viertelfinaleinzug weiter anfachen.

Mit ihrem Zusammenspiel beim 2:1-Auftakt gegen Kanada haben sich die Stürmerinnen voraussichtlich auch das Vertrauen für den zweiten WM-Auftritt gegen Nigeria erarbeitet. „Diese Kombination, die unangenehm für den Gegner ist, hat sich bewährt“, meinte Co-Trainerin Ulrike Ballweg vor der Partie am Donnerstag in Frankfurt/Main.

Durch einen eigenen Sieg und einen Erfolg von Frankreich über Kanada wäre das erste WM-Etappenziel bereits vor dem letzten Gruppenspiel gegen die „Equipe Tricolore“ erreicht. Dass Rekordnationalspielerin Prinz trotz ihrer Torflaute von fünf Partien dabei eine wichtige Rolle auf dem Weg zum ersehnten dritten Titel spielen werde, sei auch im Team „keine große Diskussion“, betonte Torhüterin Nadine Angerer. „Wir alle wissen, wie wichtig Birgit ist.“

Während Prinz (33) noch ihr Trefferglück sucht, gilt die zehn Jahre jüngere Okoyino da Mbabi mit ihrem Tor zum 2:0 im Eröffnungsspiel bereits als heiße Anwärterin, eines der Gesichter bei der Heim-WM zu werden. „Celia ist wild, ist jung und macht viele Wege“, erklärte Ballweg ihre Vorzüge im Angriffswirbel. „Birgit kann mal einen Ball ablegen und mit Ruhe in die Tiefe spielen.“

Dabei könnte der achtmalige Afrikameister, der zum WM-Start mit 0:1 gegen Frankreich verlor, erneut in die Rolle des Aufbauhelfers für die 33-Jährige schlüpfen. Ihre beiden bislang letzten Treffer erzielte Prinz im November 2008 beim 8:0 gegen Nigeria. Einen ähnlichen Kantersieg erwartet jedoch niemand im deutschen Team. „Das ist kein Maßstab, die werden sich anders präsentieren, das ist eine WM“, sagte Angerer vor ihrem 100. Länderspiel, in dem ein Einsatz für Ersatzstürmerin Martina Müller (Zerrung) wohl noch zu früh kommen würde.

Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schneeregen stolperten die müden Afrikanerinnen vor sieben Monaten kurz nach ihrer Kontinentalmeisterschaft über den tiefen Leverkusener Rasen. Nicht nur das Wetter wird sich am Donnerstag bei „nigerianischen Verhältnissen“ (Angerer) grundlegend ändern. Der frühere Bundesliga-Coach Thomas Obliers hat die unmoderne Formation mit Libero und Manndeckung in die graue Fußball-Vorzeit zurückverbannt. „Er hat taktisch gut gearbeitet. Man sieht seine Handschrift“, warnte Bundestrainerin Silvia Neid. Zudem seien die Nigerianerinnen „sehr athletisch, sehr schnell, technisch versiert und zweikampfstark“.

Einen Eindruck der Physis ihres Gegners könnten sich die deutschen Spielerinnen bereits im gemeinsamen Teamhotel verschaffen, doch noch haben Angerer und Co. keinen Kontakt aufgenommen. „Es ist aber kein Problem, wir essen ja nicht zusammen oder teilen uns die Zimmer“, meinte die Torhüterin zur ungewohnten räumlichen Nähe.

Seite an Seite standen die orangenen Mannschaftsbusse am Abend auf dem Frankfurter Messegelände, auf dem Platz dürfte es aber kein einträchtiges Nebeneinander geben. „Beim nächsten Mal werden sie uns die Knochen polieren“, meinte Neid bereits nach der Auslosung, die bei bislang sechs Siegen das siebte Duell gegen die „Super Falcons“ bescherte.

Und auch Rechtsverteidigerin Linda Bresonik erwartet einen „sehr heißen“ Gegner: „Es ist für die Nigerianerinnen das Spiel des Lebens. Sie haben die erste Partie verloren, es geht für sie um die Wurst.“

Der Frauen-WM droht unterdessen der erste Dopingfall. Die kolumbianische Ersatztorhüterin Yineth Varon ist vom Fußball-Weltverband FIFA wegen einer positiven A-Probe vorläufig gesperrt worden. Die erst kurzfristig nachnominierte Torfrau sei bei einer Trainingskontrolle am vergangenen Samstag positiv getestet worden, teilte die FIFA am Dienstag während der Vorrundenpartie der Kolumbianerinnen gegen Schweden mit.

Der Mitfavorit aus Skandinavien setzte sich zum Auftakt in Gruppe C dank eines Treffers der Frankfurter Bundesliga-Spielerin Jessica Landström (57. Minute) in Leverkusen verdient mit 1:0 (0:0) durch. Das brisante Duell zwischen USA und Nordkorea entschieden am Abend die Amerikanerinnen in Dresden mit 2:0 (0:0) verdient für sich. Lauren Cheney (54.) und Rachel Buehler (76.) erzielten die Tore.

Neben Varon sperrte die FIFA auch Jade Boho aus Äquatorialguinea, das am Mittwoch in Gruppe D in Augsburg auf Norwegen trifft. Die 23-Jährige wurde für die Dauer von zwei Monaten vorläufig weltweit für alle FIFA-Wettbewerbe suspendiert. Grund ist offenbar, dass die für Rayo Vallecano spielende Jade Boho in der jüngeren Vergangenheit bereits für Spanien in Länderspielen zum Einsatz gekommen war. Damit wäre ein Verbandswechsel und der Einsatz für Äquatorialguinea laut FIFA-Statuten unzulässig.