Bewerbung für Olympia - Das letzte Wort hat der Bürger
Berlin (dpa) - Wenn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am 21. März den deutschen Olympia-Bewerber für die Sommerspiele 2024 offiziell ins Rennen schickt, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Das haben im Herbst die Bürger der Gewinner-Stadt. Und da müssen - egal ob Berlin oder Hamburg es sein wird - noch einige überzeugt werden. Beide Städte versuchen schon seit Monaten, ihre Bürger für Olympia in ihrer Stadt zu begeistern. Denn alle Beteiligten wollen eine Pleite wie 2013 in München vermeiden.
Im November 2013 hatten in München, Garmisch-Partenkirchen sowie in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden jeweils die Olympia- Gegner gewonnen. Eine Kandidatur für die Winterspiele 2022 war damit vom Tisch. Ein Fiasko für den Sportbund und die Olympia-Befürworter.
DOSB-Vorstandsmitglied Bernhard Schwank, zuständig für die Olympia-Bewerbung, unterstreicht darum jetzt die frühe Einbeziehung der Bürger: „Die Einbindung der Bevölkerung, nicht nur in den beiden Städten, sondern in ganz Deutschland hat im Oktober 2014 mit einer Debatte mit Vertretern gesellschaftlicher Gruppen begonnen.“
Den Menschen in der Bundeshauptstadt ist das willkommen: Ob es um Kleingartenkolonien, Parkscheinautomaten, den ehemaligen Flughafen Tempelhof oder sogar die Abwahl des Regierenden Bürgermeisters geht, die Berliner wollen überall mitreden. Seit 1995 gab es 26 Volksbegehren und fünf -entscheide.
Diesmal hat die rot-schwarze Landesregierung gleich selbst den Beschluss gefasst, die Bevölkerung zu einer Olympia-Bewerbung zu fragen. Zusätzlich zum Bürgervotum gibt es Online-Umfragen und Werkstätten, in denen Berliner Kritik und Ideen äußern können.
Ähnliche Aktionen gibt es in Hamburg. „Wir wollten von Anfang an ganz offen mit der Olympia-Bewerbung umgehen“, sagt Uta Köhne, die in der Innenbehörde die Projektgruppe für Olympia in Hamburg leitet. „So haben wir die 13 Fragen des DOSB an uns ins Internet gestellt und auch die Bürger aufgefordert, ihre Ideen einzubringen. Und wir haben erstaunlich viele inhaltliche Antworten bekommen.“
Darüber hinaus gibt es auch an der Elbe Diskussionsreihen, Foren und Bürgerwerkstätten. So waren die Teilnehmer begeistert dabei, mit Filzstiften Radwege in Stadtpläne zu malen, ein Olympiastadion mit Knetmasse zu bauen oder über die Finanzierung zu debattieren. Die Sorgen der Hamburger sollen ernst genommen werden. „In diesem Sinne gilt es, frühzeitig miteinander Ideen zu entwickeln, wie der neue Stadtteil OlympicCity gestaltet werden sollte“, sagt Innen- und Sportsenator Michael Neumann (SPD).
In der Siegerstadt muss im Herbst die Bürgerbefragung abgewickelt sein. Danach will der DOSB die Bewerbung beim Internationalen Olympischen Komitee einreichen.
In Berlin hat der Senat dafür eine Lex Olympia beschlossen, die ein Referendum ermöglicht. Das Ergebnis ist allerdings rechtlich nicht bindend. Regierungschef Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) haben aber immer betont: „Berlin wird sich nur dann für Olympia bewerben, wenn eine Mehrheit mit „Ja“ stimmt.“
In Hamburg gibt es grundsätzliche Zustimmung, für das Referendum die Verfassung zu ändern, sagt Uta Köhne. Das Abstimmungsergebnis wäre auch rechtlich bindend. Allerdings laufen nach der Wahl im Februar derzeit noch die Koalitionsverhandlungen. Unabhängig davon, ob es eine Verfassungsänderung oder ein Gesetz gibt: Auch in der Hansestadt hat der Senat bereits signalisiert, Volkes Wille zu achten.
Bislang scheint der Sportbund ganz zufrieden mit den Beteiligungsmöglichkeiten der Berliner und Hamburger zu sein. So zieht DOSB-Präsident Alfons Hörmann das Zwischenfazit: „Beide Städte, die im Spiel sind, haben wesentlich intensiver, wesentlich engagierter und wesentlich professioneller in dieser Frühphase kommuniziert, vorbereitet und den Dialog gesucht, als es ehedem in München der Fall war.“ Was es gebracht hat, wird die vom DOSB in Auftrag gegebene Meinungsumfrage zur Olympia-Stimmung in den beiden Städten zeigen: Die Ergebnisse sollen an diesem Dienstag veröffentlicht werden.