DOSB will Olympia-Pläne von Hamburg und Berlin prüfen

Berlin (dpa) - Das Duell kann beginnen: Mit großem Optimismus haben Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und sein Hamburger Kollege Olaf Scholz (beide SPD) die höchst unterschiedlichen Konzepte ihrer Städte für eine mögliche Olympia-Bewerbung um die Spiele 2024 oder 2028 präsentiert.

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Berlin setzt auf Nachhaltigkeit und den Hauptstadt-Bonus, die Hansestadt auf eine kompaktes Sportstättenkonzept. Der deutsche Sport reagierte erfreut auf die kollektive Begeisterung, will sich aber nicht unter Druck setzen lassen. Die Rahmenbedingungen der Kandidaten müssten nun detailliert geprüft werden, erklärte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. Mit einer Entscheidung, wann und mit welcher Stadt sich Deutschland beim Internationalen Olympischen Komitee um Olympia bewerben will, ist wohl erst 2015 zu rechnen.

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Dabei müsse auch eine mögliche Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um die EM 2024 berücksichtigt werden, sagte Hörmann. Der DFB hat sein Interesse an einer EM-Ausrichtung in zehn Jahren bereits klar signalisiert. Ein deutscher Supersportsommer 2024 mit gleich zwei internationalen Großereignissen scheint nur schwer vorstellbar. Trotzdem ist eine deutsche Kandidatur für die Spiele 2024 als möglicher Testlauf für eine wesentlich aussichtsreichere Bewerbung um die Spiele 2028 nicht auszuschließen.

2024 nicht für problematisch. „Ich sehe da kein Konfliktpotenzial. Für eine EM steht die Infrastruktur weitestgehend. Deutschland verfügt über die besten Stadien in ganz Europa. Da wären keine nennenswerten Maßnahmen erforderlich. Vom Austragungszeitraum her wäre ein zeitlicher Abstand aus organisatorischer und logistischer Sicht hilfreich“, sagte Bach auf einer Pressekonferenz beim Camp Beckenbauer in Kitzbühel.

Eine erste Analyse der Konzeptionen von Berlin und Hamburg ist für die DOSB-Präsidiumssitzung am 11. September in Berlin angesetzt, eine zweite Lesung für die am 28. Oktober in Frankfurt geplant. „Am Ende des nun folgenden Diskussionsprozesses ist zu entscheiden, ob wir uns mit Berlin oder Hamburg und gegebenenfalls zu welchem Zeitpunkt um Olympische Spiele bewerben“, sagte Hörmann. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper stellte klar, eine deutsche Kandidatur für 2024 müsse erst im Herbst 2015 beim IOC eingereicht werden. Auf seiner Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden will der deutsche Dachverband das weitere Vorgehen entscheiden. Im Sommer 2017 wählt die IOC-Session den Ausrichter der Spiele 2024.

„Berlin kann Olympia“, tönte Wowereit, der am 11. Dezember aus dem Amt scheidet. „Ich bin zutiefst überzeugt, dass man international mit Berlin viel, viel bessere Chancen hätte, vom IOC die Spiele zu bekommen als mit irgendeiner anderen Stadt.“ Die Zustimmungsrate der Bevölkerung liegt laut Forsa-Umfrage aber nur bei 52 Prozent. Gemeinsam mit Innensenator Frank Henkel (CDU) analysierte Wowereit im Roten Rathaus die Antworten auf die 13 Fragen des DOSB. 15 bereits existierende Sportstätten sollen für Olympia genutzt werden. Auch in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen sollen Wettkämpfe ausgetragen werden.

Der Senat der Hauptstadt, die 1936 schon einmal Olympia-Gastgeber war, will mit einem dezentralen Plan, größtmöglicher Nachhaltigkeit und Bürgernähe punkten. „Wir wollen eine Rückbesinnung auf die olympische Idee. Die Athleten müssen im Mittelpunkt der Bewerbung stehen und nicht Funktionäre oder andere Randerscheinungen. Es geht um den Wettkampf und die besten Bedingungen für die Athletinnen und Athleten“, sagte Wowereit.

Hamburg baut dagegen auf ein kompaktes Konzept mit der Elbinsel Kleiner Grasbrook als Zentrum. Neben dem Olympiastadion, einer Multifunktionsarena und Schwimmhalle soll dort auch das olympische Dorf entstehen. Die meisten Sportstätten befinden sich vom Olympiastadion aus in einem Radius von zehn Kilometern. Auch das Umland soll miteinbezogen werden: Handball in Kiel und Flensburg, Reiten in Luhmühlen, Golf auf Gut Kaden, Segeln auf der Ost- oder Nordsee.

„Wir werden auf eine Weise nachhaltig und kompakt sein, wie man das in der olympischen Geschichte noch nicht kennengelernt hat“, sagte Scholz. Hamburg wolle den Beweis antreten, dass „eine Demokratie Olympische Spiele ausrichten kann, die sich nicht in Gigantismus spiegeln“.

Die Kosten für die beiden Bewerbungen werden auf jeweils 50 Millionen Euro geschätzt, allein der Sportstättenbau soll in beiden Fällen knapp zwei Milliarden Euro verschlingen. Die Olympia-Gegner kritisieren diese Zahlen als unrealistisch und Augenwischerei. „Das sind natürlich nicht alle Kosten, die entstehen“, räumte Wowereit ein. „Die Gesamtkosten sind noch nicht zu beziffern.“