9/11: Sportwelt in stillem Gedenken vereint

Frankfurt/Main (dpa) - Basketball-Superstar Dirk Nowitzki sorgte sich um seine Schwester, Fußball-Bundestrainer Joachim Löw um die ganze Welt: Als am 11. September 2001 die Zwillingstürme des World Trade Center in Schutt und Asche versanken, stand auch die Sportwelt unter Schock.

Zehn Jahre nach dem Terroranschlag in New York, der die Welt nachhaltig veränderte, haben deutsche und amerikanische Sportstars die Bilder der dramatischen Ereignisse immer noch vor Augen. „Das ist immer noch ein traumatisches Erlebnis“, sagt Sebastian Vollmer, Deutschlands einziger American-Football-Profi in der NFL, die am Sonntag am ersten Spieltag vor allen Partien der etwa 3000 Opfer gedenkt. „Ich glaube schon, dass das sehr wichtig ist“, meint der Right Tackle des Titelanwärters New England Patriots.

Ob bei den US Open im Tennis, der Rugby-WM im fernen Neuseeland, dem Formel-1-Rennen in Monza oder der Basketball-EM in Litauen - überall halten die Stars in diesen Tagen kurz inne und lassen die dramatischen Stunden vor zehn Jahren Revue passieren.

„Ich war damals in Würzburg, gerade zwei Tage vorher bin ich von der Europameisterschaft in der Türkei zurückgekommen. Nachmittags habe ich den Fernseher angemacht und gesehen, was passiert ist. Ich habe sofort meine Schwester angerufen, die hat damals in New York gelebt. Ich habe sie auch gleich erreicht. Das war eine Riesen-Erleichterung“, erzählt Basketball-Superstar Dirk Nowitzki.

Deutschlands oberster Fußball-Lehrer Joachim Löw saß in einem Café, als ihn ein Freund anrief und über die Vorfälle informierte. „Ich bin gleich nach Hause gefahren, habe den Fernseher angemacht und das in den nächsten Stunden intensiv verfolgt. Nicht nur die Dramen, die sich in New York abgespielt haben, waren besonders schlimm. Auch die Situation in der gesamten Welt war unglaublich zugespitzt. Das stand ja kurz vor der Eskalation“, berichtet Löw von seinen Gedanken und Gefühlen an jenem Tag.

Die waren auch bei Michael Schumacher sehr zwiespältig. Der Formel-1-Rekordweltmeister weilte auf der Frankfurter Automesse, als ihm Mercedes-Sportchef Norbert Haug die Nachricht überbrachte. „Wir standen fassungslos da, als wir das gehört hatten. Es war eine extreme Rückreise. Da habe ich auch erstmals Bilder gesehen“, sagt Schumacher.

An den WM-Lauf in Monza wenige Tage später hat er keine guten Erinnerungen. „Ich habe mich nicht so gefühlt, hier ein Rennen fahren und kämpfen zu wollen. Wir wollten hier in den ersten beiden Schikanen eine Art persönliches Überholverbot praktizieren. Aber zwei Personen waren dagegen. Ich wollte dann das Rennen so schnell wie möglich beenden und weg“, erzählt Schumacher.

Noch viel intensiver betroffen war Ex-Eishockey-Bundestrainer Uwe Krupp, der von 1995 bis 2003 in der NHL dem Puck nachjagte. „Für jemanden, der lange in den USA gelebt hat, ist das für immer eine einschneidende Sache. Das hat die Lebensweise jedes Menschen beeinflusst, der dort gelebt hat“, sagt Krupp, der mit einer Amerikanerin verheiratet ist. Eine besondere Aktion hat er am Sonntag nicht geplant, auch wenn der 11. September für ihn „kein Tag wie jeder andere“ ist.

Eishockey-Profi Ryan Maki von den Hannover Scorpions will „mit der Familie telefonieren, vielleicht beten und die Gedenkzeremonie im Fernsehen angucken“. Für ihn spielt es keine Rolle, „ob man in der Heimat oder, so wie ich, in Deutschland ist. Ich glaube, auch hier hat niemand diesen Tag vergessen. Ich habe zum Glück niemanden in der Familie oder im Bekanntenkreis, der damals ums Leben gekommen ist.“

Von einem persönlichen Drama blieb auch Steven Cherundolo verschont. „Zum Glück waren keine Verwandten oder Freunde von mir betroffen. Aber nach wie vor ist 9/11 für uns alle ein furchtbares Ereignis, das unauslöschlich in unseren Köpfen bleiben wird“, sagt der Kapitän des Fußball-Bundesligisten Hannover 96.

Sein US-Kollege Timothy Chandler vom 1. FC Nürnberg saß damals als Elfjähriger gebannt vor dem Fernseher. „Man darf diesen Tag nicht einfach vergessen, es sind viele Menschen gestorben. Das hat mich getroffen und am Jahrestag des 11.9. ist es gut, dass wir alle zurückdenken.“

Den Blick nach vorne richten will Don Jackson, Coach des deutschen Eishockey-Meisters Eisbären Berlin: „Ich hoffe, die Welt hat daraus gelernt. Heute, zehn Jahre später, sind Veränderungen spürbar, wenn ich nur an Ägypten und Libyen denke.“ Und DFB-Präsident Theo Zwanziger appelliert: „Wir werden die Welt nicht besser machen können, aber jeder kann einen Beitrag dazu leisten, dass sie etwas friedlicher wird.“