BVB gegen Bayern: Leise Töne vor dem Mega-Hit
Die Kraftmeierei vergangener Jahre hat ausgedient. Dortmund und Bayern üben sich in Zurückhaltung.
Düsseldorf. Thomas Müller ist bekannt dafür, keinen Spaß auszulassen. „Manche wissen nicht einmal, dass gerade Ostern ist“, sagte der Bayern-Nationalspieler bitterernst, als sich die Münchner Stars gerade zu einem 2:1 gegen Augsburg gequält hatten.
Wenn hohe kirchliche Feiertage im katholischen Bayern dermaßen in Vergessenheit geraten, bedarf es eines triftigen Grundes. Zu sehr sei man im Team auf den kommenden Mittwoch fokussiert, sagte Müller.
Spanien hat den Clásico Barcelona gegen Real, England hat das Manchester-Derby, Italien Juventus gegen Milan. Und in der Bundesliga spitzt sich die Entscheidung morgen (20 Uhr) auf Borussia Dortmund gegen Bayern München zu. Die Fachwelt ist noch auf der Suche nach einem geeigneten Namen für dieses Aufeinandertreffen. Giganten-Gipfel nannte es Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Mega-Hit, Fußball-Fest, Super-Kracher lauten weitere Wortschöpfungen für dieses Spiel, für das Dortmund rund 450 000 Karten hätte verkaufen können. „Ohne die Dunkelziffer von denen, die es gar nicht erst versucht haben, weil es aussichtslos war“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (52).
Das Interesse ist vielleicht gerade deshalb so groß, weil so vieles anders ist als in den großen Duellen vergangener Jahren um den Titel. Vor dem wichtigen Spiel um die Meisterschaft üben sich beide Seiten in spezieller Gipfel-Diplomatie. Entgegen alter Gepflogenheiten schwören beide Seiten der Kraftmeierei und Einschüchterung ab, bevorzugen eher die leiseren Töne, spielen die Brisanz des Duells herunter.
Selbst Bayern-Präsident Uli Hoeneß, der gestählte Meister der Attacke, verfiel nach dem Erfolg gegen Augsburg in eisiges Schweigen. Immerhin haben die Bayern ihr Endspiel auf den drei Punkte besser platzierten Tabellenführer aus Dortmund, der vor Wochen schon acht Punkte enteilt war. Rummenigge spricht von einem Spiel „auf absoluter Augenhöhe. Man kann nicht voraussagen, was da passieren wird.
Man darf sich keine Fehler erlauben“. Wie groß der Respekt der Bayern vor Dortmund ist, verdeutlicht die Forderung von Bastian Schweinsteiger: „Jeder Spieler muss über sich hinauswachsen.“ So brav und zurückhaltend die Töne vor diesem Spiel sind, so motiviert und entschlossen werden die Spieler dennoch morgen auf den Rasen gehen.
„Wenn wir gewinnen, glaube ich nicht, dass wir uns das noch nehmen lassen“, sagte Dortmunds Innenverteidiger Mats Hummels. Der Widerspruch seines Trainers Jürgen Klopp ließ nicht lange auf sich warten: „Meines Wissens sind danach noch vier Spiele und damit zwölf Punkte zu vergeben“, sagte Klopp, „wir spielen noch gegen Schalke und Gladbach, also gibt es keine Vorentscheidung.
Und das ist für mich die einzig relevante Meinung.“ Gleichwohl verspricht er, „wir wollen den 80 000 ein Spektakel bieten. Das wird ein großer Spaß. Wir werden alles in die Waagschale werfen, was wir draufhaben. Wer ganz oben dabei sein will, muss Nervenkitzel ertragen können“.