Champions League wartet auf Reform und den Durchbruch
Berlin (dpa) - Die Eishockey-Champions-League hat es schwer. In ihre dritte Saison startet die offiziell genannte Champions Hockey League (CHL) erneut mitten im August - in diesem Jahr noch dazu während der Olympischen Spiele.
CHL-Geschäftsführer Martin Baumann versucht erst gar nicht, Probleme des Wettbewerbs, der noch auf den Durchbruch und die Akzeptanz in der Öffentlichkeit wartet, zu leugnen.
„Ich wünsche mir die eine oder andere Cinderella-Story“, bekannte Baumann vor dem Beginn am Dienstag, unter anderem mit dem Spiel des ERC Ingolstadt bei den ZSC Lions aus Zürich. München, Mannheim, Berlin, Krefeld und Wolfsburg starten später.
In den ersten beiden Spielzeiten seit der Einführung 2014/2015 gewann jeweils ein Team aus Schweden (Lulea HF und Frölunda Göteborg). Der Wettbewerb wird klar dominiert von den skandinavischen Teams. Kein Wunder, dass sich die CHL Überraschungen wünscht. Vorzugsweise von Teams aus Deutschland oder der Schweiz - zwei besonders wichtigen Märkten für die CHL. „Wir brauchen Teams, die die schwedisch-finnische Mauer durchbrechen“, meinte Baumann unverblümt.
Auch deshalb buhlt die CHL um die Clubs aus der osteuropäischen KHL, der wohl zweitbesten Liga der Welt hinter der nordamerikanischen NHL. Wenn die russischen Großclubs sich für den neuen Europapokal interessieren würden, gäbe dies einen dringend benötigten Schub. Bislang ist dies aber ein recht einseitiges Interesse der CHL.
Auch vor der dritten Saison scheint der Wettbewerb nicht die gewünschte Relevanz zu haben. Die Macher haben dies erkannt und setzten bereits eine größere Reform durch, die allerdings erst zur nächsten Spielzeit greift. „Es wird kritisch über uns berichtet. Der größte Kritikpunkt war, dass man sich einkaufen konnte“, benannte Baumann das Glaubwürdigkeitsproblem der CHL. Die Regelung zu Beginn des Wettbewerbs, die den Gründungsmitgliedern zunächst ein permanentes Startrecht einräumte, wird nächstes Jahr kassiert.
Diesmal sind zum vorerst letzten Mal noch sechs Clubs der DEL dabei. Dazu gehören nach wie vor selbst die Krefeld Pinguine. Der Ex-Meister war in der DEL zuletzt Zehnter (2015) und Dreizehnter (2016) und damit sportlich von einer Champions-League-Qualifikation meilenweit entfernt. Aber die Krefelder sind als Gründungsmitglied am Wettbewerb beteiligt und damit auch automatisch qualifiziert - noch.
Im kommenden Jahr sinkt die Anzahl der Teilnehmer von 48 auf 32. Nur sportliche Aspekte entscheiden dann über die Teilnahme. Aus der DEL kommen dann nur noch drei oder vier Clubs.
Die Anerkennung der CHL krankt hierzulande auch an den nicht vorhandenen deutschen Erfolgen. Die Vorrunde liegt ungünstig und fällt stets mitten in die Vorbereitung der DEL-Clubs, die sich in der ersten Saison noch allesamt bereits in der Vorrunde verabschiedeten - offenbar, weil sie den neuen Wettbewerb nicht so ganz ernst nahmen. „Das wird nie wieder passieren“, prophezeite der aktuelle Chefcoach der Eisbären Berlin, Uwe Krupp, anschließend.
Der Worst Case wiederholte sich in der vergangenen Saison in der Tat nicht. Auch, weil die CHL den wichtigen deutschen Clubs entgegenkam und eine Art Absicherung umsetzte: Seitdem wird nicht mehr in Vierer-, sondern in Dreiergruppen gespielt, aus denen immer noch zwei Clubs in die K.o.-Runde einziehen. 2015/2016 nahmen die deutschen Teams dieses Geschenk an. Von sechs Clubs kamen fünf weiter. Vier verabschiedeten sich jedoch in der nächsten Runde sogleich wieder.
Diesmal soll natürlich alles besser werden. „Man braucht nicht in einer Liga mit dem Namen 'Champions' antreten, um dann nicht die beste Leistung zeigen zu wollen“, sagte Ingolstadts Geschäftsführer Claus Gröbner. Der neue Coach der Adler Mannheim, Sean Simpson, versprach: „Wir gehen mit voller Power an die Champions League ran.“