Eishockey-WM DEB-Team drohen weitere Tiefschläge

Nach der Demütigung gegen Kanada am Dienstag gegen die Schweiz.

Deutschlands Trainer Pat Cortina (Mitte) spricht beim Training in der Tipsport Arena in Prag zu seiner Mannschaft.

Foto: Armin Weigel

Prag. Miserabel auf dem Eis, blutleer hinter der Bande: Das 0:10 bei der Eishockey-Weltmeisterschaft gegen Kanada und seinen Star Sidney Crosby hat Pat Cortina, Trainer der deutschen Nationalmannschaft, mit versteinerter Miene verfolgt. Keine Auszeit, keine Reaktion auf die „Lehrstunde par excellence“, wie Verteidiger Patrick Köppchen formulierte.

Der Bundestrainer versuchte zunächst auf Deutsch, dann auf Englisch nach Erklärungen — und wirkte ratlos. Auf die Frage, warum Leidenschaft fehlte, antwortete der Italo-Kanadier: „Ich weiß es nicht. Kampf und Selbstvertrauen waren nicht da.“ Der Coach macht nicht den Eindruck, als hätte er einen wirksamen Plan, die Mannschaft wieder aufzurichten für das Match gegen die den Deutschen enteilte Schweiz heute (16.15 Uhr/live in Sport1). „Wir haben das eine oder andere Gespräch geführt“, sagte Kapitän Wolf. Es ist die übliche Arbeit des Trainerstabs bei einem intensiven Turnier mit sieben Spielen in zehn Tagen.

Der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes versuchte, nach dem 2:1 gegen Frankreich und dem 0:10 gegen Kanada den Druck zu nehmen. „Wir haben drei Punkte, wir sind im Plan“, sagte Reindl. Die höchste Niederlage seit 48 Jahren gegen Kanada müsse man abhaken: „Das war nur ein Spiel.“ Doch die Probleme liegen tiefer. Nach der WM läuft der Drei-Jahres-Vertrag von Cortina aus. Es wäre eine Überraschung, wenn der 50-Jährige an der Bande bliebe. Reindls Wunschkandidat ist der Vor-Vor-Gänger Uwe Krupp, der in Doppelfunktion als Berliner Klubcoach und Nationaltrainer arbeiten könnte.

Mit Personalentscheidungen haben Verband und die DEL bereits die Macht des Bundestrainers eingeschränkt: Im September 2014 berief Reindl den Wolfsburger Sportmanager Karl-Heinz Fliegauf zum Generalmanager der Nationalmannschaft. Der Ex-Verteidiger spricht seitdem bei der Kader-Nominierung ein gewichtiges Wort mit und hält Kontakt zu den potenziellen Nationalspielern. Eigentlich eine Kernaufgabe des Bundestrainers. Dennoch sagten vor dieser WM mehr als eine komplette Mannschaft ab. Kurios: Die Absagen werden Cortina angelastet.

Und Fliegauf mischt sich nach dem Spiel gegen Kanada in die Arbeit des Trainers ein. „Vielleicht ist für den ein oder anderen auch zu viel, was von ihm eingefordert wird. Wir müssen uns wieder mehr auf die Basics konzentrieren“, sagte Fliegauf. Unter den respektierten Autoritäten wie Hans Zach (Bundestrainer von 1998 — 2004) oder Uwe Krupp (2005 — 2011), so befinden Beobachter vor Ort, hätte es keine Kapitulation wie jene gegen Kanada gegeben. Heute gibt es eine neue Chance: Die Schweiz tat sich nach dem 3:4 nach Penaltyschießen gegen Österreich auch beim 3:1 gegen Frankreich schwer.