Eishockey-WM: 0:10-Niederlage gegen Kanada Stephan Daschner: „Haben unser Land nicht würdig vertreten“
DEG-Verteidiger Stephan Daschner ist nach dem 0:10 gegen Kanada enttäuscht.
Düsseldorf. Stephan Daschner schien noch ein wenig zu wanken, als er am Sonntag in der Ceskomoravska-Arena von Prag Richtung Kabine der Deutschen Eishockey-Nationalmannschaft schritt. Der Verteidiger der Düsseldorfer EG war wie alle seine Mitspieler nahezu die kompletten 60 Minuten von Team Kanada schwindelig gespielt worden. 0:10 hieß es am Ende.
Die „Ahornblätter“ wollten es zweistellig, und sie machten es zweistellig. Selbst einen Ehrentreffer gestatteten sie den Deutschen nicht, um ihrem Torhüter Martin Jones das perfekte Spiel zu bescheren. So ist die Mentalität der NHL-Cracks. „Wir haben keinen Weg gefunden, um sie aufzuhalten“, sagte Daschner und ergänzte wie ein geprügelter Hund: „Wir wollten unser Land würdig vertreten, aber das ist uns nicht gelungen.“
Immerhin, mit dem glücklichen 2:1 über Frankreich hatte sich das deutsche Team im Kampf gegen den Abstieg am Tag zuvor Luft verschafft. „Diese drei Punkte waren sehr, sehr wichtig. Wir müssen die Spiele mit den Gegnern auf unserem Niveau gewinnen“, sagte Daschner. Der 26-Jährige war zwar alles andere als erfreut über die Demütigung durch den 24-maligen Weltmeister, stellte aber auch klar: „Gegen Kanada, Schweden und Tschechien können wir hier nur lernen und uns von deren Superstars gewisse Dinge abschauen. Das ist die Elite der Eishockey-Welt.“
Daschner bewies Realitätssinn. So bitter die Niederlage war, sie zeigte lediglich in brutaler Weise, dass die Qualität der Deutschen Eishockey-Liga nicht so hoch ist, wie sie gerne gemacht wird. Der kanadische Kader besteht bei dieser WM ausschließlich aus Spielern, die in der nordamerikanischen Profi-Liga NHL auf dem höchsten Niveau agieren.
Ein Klassenunterschied, dem Daschner mit Respekt begegnet. „Sie sitzen ja im Hotel beim Essen neben uns und manchmal denkt man schon, dass es eine feine Sache wäre, Trikots mit Jaromir Jagr oder Sidney Crosby zu tauschen und sich Autogramme zu holen. Aber irgendwo hat man auch seinen eigenen Stolz“, sagte Daschner.
Den sollten der Düsseldorfer Abwehrspieler und seine Mannschaftskameraden dann heute gegen die Schweiz (16.15 Uhr, Liveticker im Internet unter www.wz.de) aber auch auf dem Eis zeigen. Denn selbst wenn die höchste Pleite gegen Kanada seit 48 Jahren noch weit entfernt von der WM-Rekordniederlage des 2:18 gegen die UdSSR aus dem Jahre 1973 war, so wirft sie natürlich schon die Frage auf, ob alle im Kader mit dem nötigen Einsatz zu Werke gehen.
Neulinge wie Daschner oder der Nürnberger Yasin Ehliz mögen das Turnier in Prag aufsaugen, doch einige alte Hasen scheinen dem Bundestrainer die Gefolgschaft zu verweigern. So sortierte Cortina vor der WM Bernhard Ebner aus. Nicht dass der Düsseldorfer unersetzlich wäre, doch bei der DEG bildet er mit Daschner ein Verteidiger-Pärchen. So eine Eingespieltheit hätte der teilweise konfusen Abwehr sicher ein wenig mehr Stabilität geben können. „Der Trainer entscheidet über den Kader, aber mit Bernhard an meiner Seite wäre es schon leichter gewesen“, sagte Daschner.