Daniel Kreutzer: „Ich fühle mich fast wie ein Schwerverbrecher“
Daniel Kreutzer glaubt nicht, dass er seine dreimonatige Sperre noch verhindern kann.
Düsseldorf. Eishockey-Nationalspieler Daniel Kreutzer ist wegen eines wiederholten Verstoßes gegen Angaben zu seinem Aufenthaltsort, mit denen Sportler für unangemeldete Doping-Kontrollen erreichbar sein sollen, zu einer Sperre von drei Monaten verurteilt worden. Im Gespräch mit unserer Zeitung nimmt der 28-jährige Stürmer der Düsseldorfer EG Stellung.
Herr Kreutzer, was genau haben Sie falsch gemacht?
Daniel Kreutzer: Ich musste der Nada (Nationale Anti-Doping-Agentur, Anmerkung der Redaktion) per Internet mitteilen, wo ich für mögliche Doping-Kontrollen im Juli, August und September anzutreffen bin. Ich habe alle drei Monate ausgefüllt und mit einem Klick auf "Juli" abgeschickt. Ich hätte aber jeden Monat einzeln anklicken und versenden müssen.
Und Sie konnten den Fehler nicht mehr beheben?
Daniel Kreutzer: Als ich auf ihn aufmerksam wurde, habe ich selbstverständlich sofort reagiert und die beiden fehlenden Monate hinterhergeschickt. Das war am 8. Juli. Für die Nada aber leider zu spät, nämlich drei Tage nach Ablauf ihrer Frist.
Waren Sie denn mit dem seit Januar gültigen Meldesystem nicht vertraut?
Kreutzer: Der Deutsche Eishockey Bund hat uns Nationalspieler schriftlich auf das neue Verfahren hingewiesen und uns für den Fall, dass es Schwierigkeiten gibt, an die Nada verwiesen.
Sind Sie vor Ihren Übermittlungsfehlern denn mit der Nada in Kontakt getreten?
Daniel Kreutzer: Ja, weil es wiederholt Schwierigkeiten mit meinem Passwort gab. Es musste mehrfach geändert werden. Die waren am Telefon eigentlich auch alle sehr nett.
Aber der DEB hat kein Einführungsseminar zu diesem Thema abgehalten?
Kreutzer: Doch, es gab eins, aber auf Grund meiner Erkrankung (Pfeiffersches Drüsenfieber, Anmerkung der Redaktion) bin ich in diesem Jahr bisher noch nicht beim Nationalteam gewesen.
Hätten Sie nach ihrem ersten Fehler dieser Art im Frühjahr eine Rückmeldung vom DEB erwartet?
Kreutzer: Ich bin ja kein Einzelfall. Neben mir sind ja auch Robert Dietrich und der Nürnberger Alexander Polaczek sowie Nationalspielerin Andrea Lanzl betroffen. Außerdem wurden vier weitere Spieler, darunter der Kölner Philipp Gogulla, nach einem Erstverstoß verwarnt. Da hätte der DEB schon reagieren können und uns auf jeden Fall noch einmal dringend auf den Ernst der Lage aufmerksam machen müssen. Ich möchte die Schuld aber nicht nur bei anderen suchen. Ich habe einen blöden Fehler gemacht, das steht überhaupt nicht zur Debatte.
Hoffen Sie, die Sperre noch umgehen zu können?
Kreutzer: Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das System noch nicht ausgereift ist, ist die Strafe schon sehr streng. Aber ich fürchte, dass dem DEB keine andere Wahl bleibt.
Inwiefern?
Kreutzer: Die Nada sitzt auf einem sehr hohen Ross. Nach dem Fall Florian Busch von den Eisbären Berlin, der mutwillig eine Doping-Probe verweigert hat und dafür nicht bestraft worden ist, droht dem DEB die Streichung von Fördergeldern. Damit ist der DEB durch die Nada erpressbar geworden.
Was halten Sie generell vom neuen Meldesystem?
Kreutzer: Ehrlich gesagt: Ich fühle mich fast wie ein Schwerverbrecher.