Düsseldorfer EG DEG-Wolfsburg: Ein Spiel mit Nachwirkung

Nach dem 2:3 der DEG gegen Wolfsburg bemühten sich die Spieler, die katastrophale Schiedsrichter-Leistung nicht an sich herankommen zu lassen. Doch selbst, wenn das gelingt, die Viertelfinalserie ist seit Freitag eine andere.

Die Schiedsrichterleistung sorgte für viele Diskussionen.

Foto: PIX-Sportfotos/Ralf Schmitt

Düsseldorf. Gewöhnlich fällt der Eishockey-Spieler Bernhard Ebner nach einem Spiel nicht durch übermäßige Gefühlsregungen auf. Meist nimmt er das Geschehene — ärgerliche Niederlagen wie rauschende Siege — mit seiner urbayrischen Gelassenheit hin. Nicht so am Freitagabend. Während die Kollegen längst in Ruhe erklärten, warum die Düsseldorfer EG nach dem 4:1-Auftakterfolg in Wolfsburg nun zu Hause mit 2:3 verloren hatte, tigerte der 25-Jährige mit einer Miene durch den Kabinengang, die jegliche Frage nach einem Gespräch von vornherein verneinte.

Was dem Verteidiger die Stimmung verhagelt hatte, war dieselbe Mischung, die auch vielen Fans sauer aufstieß: unnötige Niederlage, unerklärliche Schiedsrichterleistung, Theater auf den Tribünen. Es war ein Abend, der sich seinen Platz im erweiterten Geschichtsbuch der DEG redlich verdient hatte. Denn dieses verbissene wie temporeiche zweite Spiel der Viertelfinalserie der Deutschen Eishockey Liga bot alles, was die Play-offs ausmacht. Und noch etwas mehr.

Das war bis zu einem gewissen Grad erwartbar. Wer Wolfsburgs Trainer Pavel Gross nach dem 1:4 am Mittwoch erlebt hatte, der ahnte, was seinen Spielern in den 48 Stunden bis zum nächsten Vergleich mit der DEG blühte. Noch mal würde er sich eine Mannschaft, die es gegen einen spielerisch gleichwertigen Kontrahenten an Engagement fehlen lässt, nicht angucken. Weil auch die Düsseldorfer nicht darauf aus waren, das gewinnbringende Konzept zu überdenken, entwickelte sich ab dem ersten Bully ein aufregendes Spiel vor einer euphorischen Kulisse. Da störte auch die defensive Grundausrichtung beider Seiten nicht, Einschussmöglichkeiten, Glanzparaden und Tore gab es in ausreichender Zahl.

Tobende Trainer, fliegen Becher, Schlägereien am Gästeblock

Und als wäre das allein nicht mitreißend genug gewesen, schalteten sich die Schiedsrichter immer häufiger ein, vergaßen dabei aber allzu offensichtlich das Gebot der Unparteiligkeit. Während sie den oft unnötigen Übereifer der Düsseldorfer konsequent bestraften, durften die Wolfsburger munter haken, halten, schlagen und crosschecken, was aus Euphorie schnell Aggression werden ließ.

Zum regelrechten Ausbruch kam es sechs Minuten vor dem Ende, als Alexander Preibisch wegen hohen Stocks mit Verletzungsfolge fünf plus 20 Strafminuten bekam. Waren die knapp 9000 Zuschauer doch ebenso sicher wie ihr Spieler, dass es nicht Preibischs Schläger war, der im Gesicht des Gegners gelandet war, sondern dessen eigener. Außerdem hatten sich die Schiedsrichter bei einer ähnlichen Situation zuvor nicht für das Blut im Gesicht von Chris Minard interessiert und bloß zwei Minuten gegeben. Trainer Kreutzer tobte und zerdepperte eine Glasflasche, Becher flogen aufs Eis sowie die Grizzlys-Bank, am Gästeblock hatten die Ordner alle Mühe, eine Massenschlägerei zu verhindern.

An der Entscheidung änderte das genauso wenig wie der Protest von Bernhard Ebner, der ebenfalls in die Kabine geschickt wurde — was das Strafminutenkonto zweier nahezu gleich auftretender Teams auf absurde 49:6 erhöhte. Da wirkte die letzte Hinausstellung des Abends gegen Wolfsburgs Christoph Höhenleitner ganze zwei Sekunden vor dem Ende wie ein Hohn für die DEG-Fans.

Spieler sehen die Schuld für die Niederlage bei sich selbst

Es war ebenso klug wie anständig von den Spielern, dass sie die verpasste Chance, in der Serie mit 2:0 in Führung zu gehen, trotzdem nicht als unabwendbares Schicksal erklärten. Niemand nannte die Schiedsrichter als Grund für die Niederlage. „Es lag an uns“, lautete die amtliche Sprachregelung. Und selbst wenn: „Damit dürfen wir uns gar nicht beschäftigen und uns gar keinen Kopf machen. Wir müssen uns auf uns konzentrieren“, gab Manuel Strodel die Marschrichtung vor. Auch Drayson Bowman hielt es für die beste Idee, nichts an sich herankommen zu lassen. „was wir nicht beeinflussen können“.

Da hatte es andere Sachen gegeben. Die vielen unnötigen und durchaus vertretbaren Strafzeiten, wenn auf der anderen Seite das beste Powerplay-Team der Liga steht, die teils schlampigen Aufbaupässe und die vielen vergebenen Großchancen, die trotz all der Ungerechtigkeiten zum erneuten Ausgleich gereicht hätten. „Es war nur ein Tor Unterschied, es hätte genauso gut anders gehen können“, sagte Strodel, der seinen Mannen ein „gutes Spiel“ attestierte. Auch Bowman sah alles andere als niedergeschlagen aus. In der Kabine sei die Stimmung blendend, weil sie wüssten, dass sie nicht die schlechtere Mannschaft gewesen seien, sagte der US-Amerikaner. „Wir werden erhobenen Hauptes nach Wolfsburg fahren“, pflichtete ihm Strodel bei.

Dort dürfte es am Sonntag (14.30 Uhr/WZ-Liveticker/Servus TV) weitaus ruppiger zugehen als noch zum Auftakt, als die DEG den Wolfsburgern durch ihr aggressives Spiel den Zahn zog. Das Spiel vom Freitag wird nachwirken, und nun haben auch die Grizzlys verstanden, wie man in den Play-offs auftreten muss. „Es werden Schlachten um jeden Zentimeter werden“, hatte Wolfsburg-Coach Gross bereits vor der Serie gesagt. Wie recht er doch hat.