Der Lockruf des Geldes
Der Macher des DEG-Aufschwungs ist Trainer Jeff Tomlinson. Sein Vertrag läuft aus. Sein Ex-Klub, Eisbären Berlin, ist auf der Suche nach einem Nachfolger für Don Jackson.
Düsseldorf. Erfolg macht beliebt, besonders wenn er mit einer scheinbaren Leichtigkeit über das Eis fegt: Sieben Siege in Serie, 14 Erfolge aus den vergangenen 16 Spielen, Rang eins in der Deutschen Eishockey Liga. Die Düsseldorfer EG hat sich unter Trainer Jeff Tomlinson zu einem Titelaspiranten entwickelt. Die Mannschaft erfreut sich bei den DEG-Fans großer Sympathie, der Trainer genießt hohe Anerkennung.
Wie Jeff Tomlinson von den Anhängern gefeiert wird, das war bemerkenswert, ebenso seine Fahrt auf der Eismaschine durch den Rather Dome nach dem 4:1 gegen Augsburg am vorvergangenen Sonntag. Nach dem 5:2 über Straubing wurde der Trainer vorgestern erneut mit Sprechchören hofiert. Der 40-jährige Deutsch-Kanadier kommt an und hat bei der DEG in beinahe atemberaubendem Tempo eine attraktiv aufspielende Mannschaft geformt.
Das weckt Interesse und Begehrlichkeiten. Aus Berlin wird gemeldet, dass Tomlinson bei den Eisbären als Nachfolger von Don Jackson im Gespräch ist. „Das ist nur ein Gerücht. Mich interessiert derzeit nur, wie wir unser Spiel weiter verbessern können“, sagt Tomlinson. Dieses Gerücht hat auch DEG-Manager Lance Nethery aufgeschreckt, denn Tomlinsons Vertrag bei der DEG ist nur bis zum Saisonende befristet. „In diesem Geschäft entscheidet zu 90 Prozent das Geld, wo man arbeitet“, hatte Nethery kürzlich gesagt, als es um Vertragsverlängerungen ging.
Und Nethery hat Erfahrung in solchen Dingen. 2007 hatte der 53-jährige Kanadier im Werben um Don Jackson verloren, der wegen des besseren finanziellen Angebotes zu den Eisbären Berlin wechselte.
Folgt nach der Saison auch Jeff Tomlinson dem Lockruf des Geldes? Das wird vom Angebot der DEG abhängen, über das sich Nethery in den nächsten Tagen und Wochen Gedanken machen muss. Denn Weihnachten gilt als beliebte Zeit für Vertragsangebote. Aber die DEG ist finanziell nicht auf Rosen gebettet.
Der Saisonetat in Höhe von sechs Millionen Euro wird kommende Saison wohl erneut im sechsstelligen Bereich gekürzt werden, weil die Zuschauerzahlen zu niedrig sind. Außerdem: Was geschieht nach der Saison 2012, wenn der Vertrag mit Namenssponsor und Hauptgeldgeber Metro ausläuft? Bisher gab es in der Öffentlichkeit keine Anzeichen für eine Vertragsverlängerung.
Die DEG hat also zunächst nur bis Frühjahr 2012 Planungssicherheit, was die Vertragsgespräche nicht nur mit Tomlinson erschwert. Der Einzige, dessen Vertrag länger läuft, ist Daniel Kreutzer (bis 2013).
Ausgerechnet jetzt, wo die DEG die neunte Meisterschaft der Vereinsgeschichte holen will, hat sie keine finanziellen Freiräume. Schon vor der Saison zog Nethery beim Werben um Verteidiger Robert Dietrich den Kürzeren. Nethery hatte dem 24-Jährigen ein Angebot unterbreitet.
„Mannheim hat dann noch die Summe X draufgelegt. Da konnten wir nicht mithalten“, sagt Tomlinson rückblickend. Es wäre schade, wenn die DEG nun auch bei dem 40-Jährigen Pech hätte. Denn Tomlinson kennt die Eisbären Berlin aus seiner zehnjährigen Tätigkeit an der Spree genau. Und sein attraktives Offensivsystem erfreut sich auch dort großer Beliebtheit.