Fall Davies: Viele Fragen sind offen

Der bislang so starke DEG-Stürmer wurde am Mittwoch von der Nada gesperrt. Eine Dopingprobe nach dem Spiel gegen Krefeld ist positiv.

Foto: Horstmüller

Düsseldorf. Es sollte ein entspannter Nachmittag mit und für die Fans werden. Die Düsseldorfer EG hatte für am Mittwoch zur großen Autogrammstunde in die Winterwelt vor dem Schauspielshaus geladen, um die bislang so erfolgreiche Saison mit ihren Anhängern zu feiern. Und die kamen auch. Hunderte Fans standen geduldig an, holten sich Unterschriften und schossen Erinnerungsfotos. Doch die richtige Feierstimmung wollte nicht aufkommen.

Gegen kurz vor 17.30 Uhr kamen DEG-Trainer Christof Kreutzer und Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus mit ernster Mine am Schauspielhaus an. Denn der Mittwoch war so gar nicht nach dem Geschmack des Eishockey-Erstligisten. Gegen Mittag hatte die DEG die Nachricht erreicht, dass ihr bester Stürmer, der US-Amerikaner Michael Davies (acht Tore/21 Vorlagen), von der Nationalen Anti-Doping-Agentur Nada auf unbestimmte Zeit gesperrt wird. Davies war nach dem Heimspiel der DEG am 23. November gegen die Krefeld Pinguine (0:1) getestet worden. Nun ist das Ergebnis da — und es ist positiv.

Was nicht heißt, dass damit alles geklärt ist. Im Gegenteil: Nun sind mehr Fragen offen denn je. Zu erst die, was Davies genau genommen hat. Doch weder die DEG noch die Deutsche Eishockey Liga (DEL) wollten sich dazu äußern. Auch die Nada gab am Mittwoch auf WZ-Nachfrage keine Antwort und verwies auf das schwebende Verfahren. Fest steht bislang nur, dass einige Werte von der Norm abweichen.

Die weitaus wichtigere Frage kann aber nur die DEG beantworten: In welchem Zusammenhang steht der aktuelle Fall zum dem Mitte November? Bereits damals fiel Davies negativ auf. Vor dem Spiel gegen München war der US-Amerikaner beim Training von der Nada getestet worden. Kurz danach „beichtete“ er DEG-Team-Arzt Dr. Alois Teuber die Einnahme eines Medikaments, das er sich aus den USA schicken lasse. Niemand wusste, ob es verboten ist oder nicht. Bis das Testergebnis da war, ließ die DEG Davies für zwei Spiele draußen. Doch nur wenige Tage danach spielte er wieder.

Die Frage ist nun: Auf welcher Grundlage entschied die DEG, das Medikament als harmlos einzuschätzen und ihn wieder spielen zu lassen? „Unsere medizinische Abteilung hat das in enger Abstimmung mit der Nada so entschieden“, sagte Rotthaus am Mittwoch. Danach habe es extra noch ein Gespräch zwischen Verein und Spieler gegeben. Dabei sei Davies deutlich gemacht worden, was erlaubt ist und was nicht.

Warum der Stürmer nun trotzdem positiv getestet wurde, ist unklar. Ist es dasselbe Medikament wie beim ersten Mal, das diesmal nur anders bewertet wurde? Oder ist es gar ein ganz anderes? Rotthaus ging darauf nicht ein, ließ über den Verein aber verlauten: „Entgegen klarer Absprachen zwischen Club, medizinischer Abteilung und Spieler, hat sich Michael Davies offenbar nicht an eindeutige ärztliche Anweisungen und Nada-Richtlinien gehalten.“

Hat Davies also absichtlich leistungsfördernde Mittel genommen oder ist er nur das „Opfer“ seiner Unwissenheit? In den USA, wo Davies bislang ausschließlich spielte, gelten andere Doping-Regeln. Dort ist viel mehr erlaubt als hierzulande

Eine weitere Frage richtet sich ebenfalls an die DEG: Jeder Spieler muss vor der Saison einen Fragebogen ausfüllen und detailliert auflisten, welche Medikamente er nimmt. Hat Davies damals etwas verschwiegen? Und wenn: Hat die DEG ihn in all den Monaten, die er nun in Düsseldorf spielt, nicht einmal selbst getestet, um einem bösen Erwachen wie am Mittwoch vorzubeugen? Oder war er von Anfang an ehrlich, aber die DEG konnte nicht jedes Medikament ausreichend einschätzen?

Was nun mit Michael Davies passiert, ist offen „Wir warten das endgültige Ergebnis ab“, sagte Rotthaus. Auch über eine eventuelle Entlassung, sei noch nicht entschieden. Der DEG-Geschäftsführer stellte klar, dass „auch für Michael Davies die Unschuldsvermutung gilt“. Bis auf weiteres ist er aber auch vom Training der DEG suspendiert.