Joonas Rönnberg: Der Finne, der das Fürchten lehrt
Joonas Rönnberg kennt seine Stärken. Und die liegen beim neuen Verteidiger der DEG vor allem in der Defensive.
Düsseldorf. Wer Joonas Rönnberg gegenüber steht, der kann sich vorstellen, wie sich ein Eishockey-Stürmer fühlen muss, wenn er mit dem Puck auf diesen Finnen zuläuft. Ein behagliches Gefühl ist es sicherlich nicht. Rönnberg hat eine klare Vorstellung, wie er seinem neuem Team weiterhelfen kann. „Das Überzahlspiel zählt nicht unbedingt zu meinen großen Stärken. Ich will eher das Powerplay der anderen Teams zerstören. Im Unterzahlspiel kann ich meine Stärken ausspielen. Dazu zählt in jedem Fall das Absichern der eigenen Zone“, sagt der 1,92 Meter große Verteidiger über seine eigenen Stärken. Und ergänzt: „Wenn ich den Puck habe, dann will ich schnell den ersten guten Pass auf die Stürmer spielen.“
Der 32-Jährige spielte zuletzt für den schwedischen Erstligisten Leksands IF. Die DEG ist seine erste Station außerhalb von Skandinavien. „Der erste Eindruck von der Stadt und dem Club war gut. Schon bei meiner Ankunft am Flughafen haben dort viele Fans gewartet. Ich hatte direkt den Eindruck, dass sich sehr gut um mich gekümmert wird“, sagt der 100-Kilo-Koloss. Rönnberg ist das, was in Nordamerika gerne als „Stay-at-Home-Defenseman“ bezeichnet wird — ein Verteidiger, der mit seiner Größe und Masse grundsätzlich auf Absicherung bedacht ist, den Torwart schützt und keine Scheu davor hat, den Gegner bereits an der blauen Linie zu attackieren.
Im Gegensatz zu vielen Spielern, die erstmals bei einem DEL-Club unter Vertrag stehen, hat sich der in Vantaa geborene Linkshänder im Vorfeld über die neue Liga informiert: „Ich weiß einiges über die Teams und auch, dass es hier viele Import-Spieler gibt. Und ich habe bei der WM zuletzt gesehen, dass die deutschen Spieler sich in der DEL enorm entwickelt haben. In Deutschland wird körperlicher gespielt, als das in Schweden der Fall ist. Die Zweikämpfe sind doch schon intensiver.“ Weitere Informationen über die DEG hatte sich Rönnberg bei Ken-André Olimb geholt, mit dem er bereits in Leksand zusammenspielte. „Er hat mir Gutes über die Stadt, das Umfeld und die Zuschauer erzählt“, sagt die neue Nummer „8“ der Rot-Gelben.
Zwei Tore und sieben Vorlagen in 110 Spielen mit Leksands in der schwedischen Eliteliga — dass sein neuer Verteidiger nicht unbedingt durch häufiges Erscheinen auf dem Statistikzettel glänzen wird, darüber ist sich DEG-Cheftrainer Christof Kreutzer bewusst. „Joonas ist ein zweikampfstarker Verteidiger. Diese Stärken soll er ausspielen, dafür haben wir ihn geholt“, sagt Kreutzer, der sonst viele offensiv-denkende Verteidiger in seinem Kader hat.
Ein bisschen verwundert war der erfahrene Rönnberg aber dann doch, als es am Tag nach seiner Ankunft zum Training in eine Leichtathletikhalle ging. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich schon gefragt, warum die Vorbereitung für uns dort beginnt. Das Trockentraining ist wichtig, das ist mir jetzt klar. Im Saisonverlauf wird sich diese Art der Vorbereitung auszahlen“, sagt der Skandinavier. Auch ein Routinier kann eben immer noch dazu lernen. Auf dem Eis will Rönnberg dann spätestens zum Start in der Champions Hockey League wieder eine andere Rolle einnehmen: vom lernenden Verteidiger zum Verteidiger, der den Gegnern das Fürchten lehrt.