Düsseldorfer EG Tim Conboy — ein Schaf im Wolfspelz

Auf dem Eis lässt es der DEG-Profi krachen, um seine Mitspieler zu schützen. Privat ist er ein ruhiger und höflicher Ehemann und Vater.

Foto: Moritz Müller

Düsseldorf. „The Fighting Irish“ ist eigentlich der Spitzname des American-Football-Teams der Universität Notre Dame aus dem US-Bundesstaat Indiana. Die Notre Dame Fighting Irish genießen in den USA als eine der erfolgreichsten College-Mannschaften Kultstatus. Den hat sich bei den Fans der Düsseldorfer EG auch Tim Conboy schon erarbeitet. Der Eishockey-Verteidiger ist quasi „The Fighting Irish“ der DEG. „Ich freue mich schon darauf, auch in der neuen Saison unseren Gegnern wieder wehzutun“, sagt Conboy mit einem verschmitzten Grinsen.

Tim Conboy ist zwar in Minnesota geboren, doch durch seine Adern fließt das Blut der Vorfahren aus Nordirland. Ein Image, mit dem der 33-Jährige gerne kokettiert. Vor einigen Wochen ließ sich Conboy in der Düsseldorfer Altstadt ablichten. Mit freiem Oberkörper, äußerst muskulösen Oberarmen, tätowiert und einem Glas Guinness in der Hand posierte er in einem Pub. „Ich habe einen roten Bart, trinke gerne Guinness und liebe es, mich auf dem Eis zu prügeln. Viel mehr irischen Einfluss kann man doch gar nicht haben“, soll Conboy der „Bild“-Zeitung lachend gesagt haben.

Bei 1,88 Meter Größe bringt Conboy 102 Kilogramm auf die Waage. Ein knochenharter Abwehrrecke, den jede Mannschaft nur in den eigenen Reihen gerne sieht. „Ich bin es gewohnt, die Strafzeiten-Statistik anzuführen. Aber meistens helfe ich meinem Team damit mehr als dass ich ihm schade“, sagt Conboy. Denn mit seiner Art flößt er den Gegnern natürlich Respekt ein. Für Conboy sind die Mitspieler wie Kinder, die es zu beschützen gilt. Dies musste beim Testspiel in der Schweiz selbst Thomas Rüfenacht bitter erfahren. Der „Bad Boy“ des SC Bern provozierte pausenlos und suchte sich dabei fast immer den deutlich kleineren Kurt Davis aus. „Ich habe Rüfenacht drei Mal gesagt, dass er es sein lassen soll. Aber er wollte ja partout nicht hören und wer nicht hören will, muss fühlen“, sagte Conboy, der auch in der Champions League gegen Turku für die Kollegen in den Nahkampf ging.

Im Sommer 2014 wechselte Conboy als Deutscher Meister vom ERC Ingolstadt zur DEG und wer um seine Vita wusste, der glaubte beim privaten Treffen, dass er einen anderen Menschen vor sich habe. Der Ehemann sowie Vater zweier Söhne ist nicht nur höflich, witzig und mit guten Manieren ausgestattet. Tim Conboy ist auch eher ruhig und zurückhaltend. „Auf dem Eis tobe ich mich aus. Aber wenn ich das Trikot ausgezogen und die Kabine verlassen habe, dann ist es auch gut. Ich bringe keinen Frust mit nach Hause, sondern will dort ein treuer Ehemann und fürsorgender Vater sein“, sagt der 62-malige NHL-Profi der Carolina Hurricanes.

Zudem legt die Nummer vier großen Wert darauf, nicht als unfairer Sportler charakterisiert zu werden. „Eishockey ist ein sehr emotionaler Sport. Eine Prügelei kann da ein Spiel definitiv entscheiden, weil sie beim Gegner Rhythmus und Konzentration stört sowie der eigenen Mannschaft Wille und Leidenschaft bringt. Aber ich würde nie einen Gegenspieler mit einem Foul absichtlich verletzen. Das wäre schmutziges Eishockey. Und das will keiner sehen.“

Schließlich weiß keiner besser als Tim Conboy, wie hart das Zuschauen ist. Im vergangenen November riss er sich ohne gegnerische Einwirkung das Kreuzband und fiel für den Rest der Saison aus. Klar, dass er vor Tatendrang nur so sprüht. „Der Weg zurück war lang. Aber ich möchte der DEG der Führungsspieler sein, den sie sich mit meiner Verpflichtung erwartet hat.“ Wenn alles normal läuft, dann bestreitet Conboy am 18. September in Iserlohn sein 100. DEL-Spiel. Bei 100 Prozent Leistung sieht er sich selber noch nicht ganz, bei 1000 Volt aber ist er immer. „The Fighting Irish“ eben.