Düsseldorfer EG Tobias Abstreiter: „Bei Kenny hat wirklich alles gepasst“

Der Weggang von Ken-André Olimb ist der größte Verlust, den die DEG diesen Sommer hinnehmen muss. Nicht nur sportlich.

Foto: Schulz

Düsseldorf. Ende Januar stand Ken-André Olimb vor der Stadtwerke-Zentrale in Flingern. Drinnen sollte gleich das Karnevalstrikot präsentiert werden. Doch weder der Stürmer der Düsseldorfer EG noch der Reporter wussten, wo sie genau hin mussten. Es kommt nicht oft vor, dass man einen Profisportler alleine und in ungewohnter Umgebung trifft. Nicht verschwitzt nach Spiel oder Training. Nicht von Fans, anderen Journalisten oder Mitarbeitern seines Clubs umringt. Damals in Flingern war das so. Wenn auch nur für wenige Minuten.

Ob er in letzter Zeit etwas von Andreas Martinsen gehört habe, den ebenfalls aus Norwegen stammenden Ex-DEG-Stürmer, der es gerade in den NHL-Kader der Colorado Avalanche geschafft hatte. Natürlich seien sie in Kontakt, antwortete Olimb. Martinsen würde es richtig gut gehen, er suche gerade eine Wohnung in Denver. „Ein gutes Zeichen, sie setzen auf ihn“, sagte Olimb und begann zu strahlen. Kein Neid lag in seiner Stimme, sondern die pure Freude für einen alten Freund. Doch die wich binnen Sekunden aus seinem Gesicht. Dafür reichte die Frage, ob er selbst mit der NHL liebäugele. „Ich?“, entgegnete der 27-Jährige fast entsetzt, „nein, nein, dafür bin ich nicht gut genug.“ Aber er gehöre doch zu den besten Spielern der Liga. „Auf gar keinen Fall“, sagte Olimb und bat um einen Themenwechsel.

Nun ist Tiefstapelei auch unter all den Alphatieren im Profisport keine ausgestorbene Eigenschaft. Aber es gehört schon sehr viel Demut dazu, wenn man Eishockey spielt wie Ken-André Olimb und sich nicht zu den Begabteren zählt. Aber so ist er: höflich, nett, bescheiden. Dass es trotzdem für eine bessere als die deutsche Liga reicht, ist seit der vergangenen Woche offiziell. Olimb wechselt zwar nicht in die NHL, aber nach Schweden zum Linköping HC, wo sein älterer Bruder Mathis spielt. Olimbs Abgang ist ohne Zweifel der größte Verlust, den die DEG in diesem Sommer hinnehmen muss. Hatte sich der Norweger doch Jahr für Jahr gesteigert und war nach einem Jahr des Eingewöhnens in den vergangenen beiden Spielzeiten einer der Hauptgründe für die Auferstehung des achtfachen Meisters.

Doch es sind nicht nur die 131 Punkte (44 Tore/87 Vorlagen) in 159 Spielen, seine Dynamik, sein Spielverständnis oder sein unermüdlicher Einsatz. „Kenny ist ein ganz spezieller Fall, er ist nicht nur ein Arbeitskollege, sondern auch ein sehr, sehr, sehr guter Freund geworden, es war ein sehr trauriger Abschied“, fand Manuel Strodel, der Olimb samt Freundin Benny persönlich zum Flughafen gefahren hatte. „Da sind auch Tränen geflossen, er ist ein herzensguter Mensch, es ist schwer, so einen ziehen zu lassen.“ „Wir werden ihn sehr vermissen“, sagte Norm Milley, der Dritte aus der besten Sturmreihe der Saison. Und Olimb selbst? Der nannte die drei Jahre am Rhein in seiner Videobotschaft bei der Saisonabschlussfeier im Stahlwerk „die schönste Zeit meiner Karriere“.

Den ebenso eleganten wie hart arbeitenden Center, der in allen kritischen Situationen auf dem Eis stand, zu ersetzen, „sei schon eine Aufgabe“, ist sich Co-Trainer Tobias Abstreiter sicher: „So einen Mittelstürmer findest du nicht alle Tage, bei dem wirklich alles passt, auch charakterlich.“ Zwar hoffe er, dass sich Olimb in Schweden durchsetzt. Aber wenn der Einjahresvertrag 2017 nicht verlängert wird? „Die Türen sind immer offen.“