Wenn der Teamgeist fehlt

Fans der Düsseldorfer EG beklagen "Söldner-Mentalität". Viele Akteure spielen unter Normalform. Brandon Reid enttäuscht.

Düsseldorf. Der höchste Etat der Düsseldorfer EG in der Vereinsgeschichte und die nominell am stärksten besetzte DEG-Mannschaft aller Zeiten ergeben nicht unbedingt ein Spitzenteam. Es ist eine bittere Erfahrung, die Lance Nethery momentan bei den Metro Stars macht. Nach der Entlassung von Coach Slavomir Lener ist der 50-jährige Kanadier in Personalunion Trainer und Manager, der erwartete Aufschwung ist indessen ausgeblieben. Bislang haben die DEG-Profis in der Deutschen Eishockey Liga eine Seuchensaison hingelegt. Geschichten wiederholen sich. In der Saison 1996/97 wurde die DEG nach der Meistersaison Neunter und musste sogar in die Play-downs.

Den vorläufigen Tiefpunkt erreichten Kreutzer und Co. am Wochenende. Von den Fans wurde den Spielern bei der 2:4-Pleite gegen Schlusslicht Duisburg "Söldner-Mentalität" attestiert. "So spielt ihr die Halle leer" , war von den spärlich besetzten Rängen zu hören. Mit den schlechten Leistungen einher geht ein Zuschauerschwund, der dramatischer nicht sein kann. Wenn es so weitergeht steuern die Metro Stars bei den Zuschauereinnahmen einem Millionen-Minus entgegen.

Hans Meyer, der Trainer von Fußball-Bundesligist 1.FC Nürnberg, hat einmal gesagt, dass sich eine Teamleistung aus der Summe aller individuellen Leistungen zusammensetzt. Demnach ist es nicht verwunderlich, dass die Düsseldorfer EG nach 31 von 56 Spielen mit nur vier Punkten Vorsprung bei bereits zwei mehr ausgetragenen Partien sogar um die Qualifikation für die Vor-Play-offs zittern muss. Mit Ausnahme der Verteidiger Andy Hedlund und Peter Ratchuk liefern alle Spieler Leistungen ab, die (weit) unter ihrem Können liegen. Während Daniel Kreutzer und Tore Vikingstad nach ihren langen Verletzungspausen mildernde Umstände geltend machen dürfen, hat Brandon Reid nur in Ansätzen sein Können gezeigt. Hinzu kommt, dass Torhüter Jamie Storr, Rob Collins und Charlie Stephens von ihrer in der vergangenen Saison gezeigten Form weit entfernt sind. Ihre Verträge laufen bis 2009, was bedeutet, dass sie sich nicht sonderlich anstrengen müssen, weil sie sicher sein können, auch in der kommenden Saison noch einen Arbeitsplatz zu besitzen. Eine Söldnermentalität? Hängen sich auch Jamie Wright und Brandon Reid etwa nicht voll rein, weil die Saison ja erst im März mit den Play-offs richtig losgeht, und eine Meisterschaft auch vom zehnten Vorrundenplatz aus noch möglich ist? So würde sich vielleicht auch wesentlich schneller ein Teamgeist herausbilden. Eine Eigenschaft, mit der es die qualitativ schwächere Mannschaft von 2006 zum Pokalsieg sowie der Vizemeisterschaft gebracht hat und die dem diesjährigen Kader völlig fehlt, wie sich auch an der bisher dürftigen Resonanz zur internen Weihnachtsfeier ablesen lässt.

Robert Dietrich fällt acht Wochen aus. Der Verteidiger der Düsseldorfer EG zog sich gestern beim Training einen Bruch im linken unteren Bein zu, nachdem er mit seinem Mannschaftskollegen Marian Bazany zusammengeprallt war. Mannschaftsarzt Alois Teuber wird den Bruch heute fixieren. Für den 21-Jährigen, der nur sechs Saisonspiele absolviert hat, ist es schon die zweite schwere Verletzung.