Eishockey Deutschland Cup als Olympia-Casting

Augsburg (dpa) - Bundestrainer Marco Sturm hat sich längst als Trumpf bewiesen, für etliche Eishockey-Nationalspieler wird der Deutschland Cup zur letzten Olympia-Chance.

Eishockey: Deutschland Cup als Olympia-Casting
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Während Sturms neuer und langfristiger Vertrag drei Monate vor Pyeongchang nur noch Formsache scheint, setzt der 39-Jährige seine Profis unter Druck. Der Coach nutzt das Vier-Nationen-Turnier von Freitag bis Sonntag in Augsburg zum Olympia-Casting - und schürt den Konkurrenzkampf. Es sind die einzigen Länderspiele, bevor Sturm sein Olympia-Aufgebot nominiert.

„Diese Chance gibt es vielleicht nur einmal im Leben, und man sollte sie natürlich nutzen“, sagte der deutsche NHL-Rekordspieler. „Die Jungs haben die Möglichkeit, mich zu überzeugen. Das müssen sie zum Teil auch tun. Wenn nicht jetzt, wann dann?“ So wird er genau hinschauen, wie sich seine Auswahl zum Auftakt am Freitag gegen Russland (19.30 Uhr) und dann gegen die Slowakei (Samstag/16.00 Uhr) und die USA (Sonntag/16.45 Uhr) präsentiert.

Die 28. Auflage des Deutschland Cups bekommt wegen der Winterspiele einen besonderen Stellenwert. Da die NHL eine Spielpause verweigerte und die Stars aus der stärksten Liga der Welt in Südkorea fehlen, geht es auch bei den anderen Nationen um begehrte Olympia-Plätze.

Sturm glaubt, dass es sich um das beste Teilnehmerfeld handelt, das der Deutschland Cup in den letzten Jahren hatte. „Für uns wird es ein extrem wichtiger Test. Am Ende wissen wir genau, wo wir stehen.“ Bis spätestens Anfang Dezember soll laut DEB-Präsident Franz Reindl das Arbeitspapier des Bundestrainers wahrscheinlich bis zu den kommenden Winterspielen verlängert werden.

Im Januar wird Sturm 22 Feldspieler und drei Torhüter für seine Olympia-Premiere als Coach bekannt geben. Insgesamt 28 Profis unterzieht er in Augsburg einem Formcheck. Sicheren Olympia-Fahrern wie den früheren NHL-Spielern Marcel Goc und Christian Ehrhoff, Torjäger Patrick Reimer und Stürmer Felix Schütz gönnt er eine Pause.

Nur elf Profis, die im Mai bei der Heim-WM das Viertelfinale erreichten, stehen im Aufgebot. Von dem Nationalteam, das sich im vergangenen September mit sieben NHL-Profis die Olympia-Quali sicherte, unterscheidet sich der Kader noch deutlicher.

So wird der Deutschland Cup auch zum Experiment, wie konkurrenzfähig Spieler aus der zweiten Reihe sind. Rückkehrer wie Frank Mauer, Daniel Pietta oder Marcel Müller können sich empfehlen. Durch das Fehlen der NHL-Spieler ist rund ein halbes Dutzend Plätze im Olympia-Kader offen. „Es gibt Spieler, die im Verein oder in der Liga top sind und international nicht das leisten können, wie in den anderen Spielen“, gab Sturm zu Bedenken. Nach dem Wochenende wird der Coach sein Team erst Anfang Februar wieder beisammen haben. Vor der Abreise nach Pyeongchang steht noch ein Test in der Schweiz an.

Ein weiteres Scheitern in der Olympia-Qualifikation wie 2013 hätte einen enormen Imageschaden für den Deutschen Eishockey-Bund mit sich gezogen. Vorsichtig blickt der Verband nun dem olympischen Turnier entgegen, bei dem zunächst Finnland, Schweden und Norwegen warten.

Die Spielweise dieser Teams liegt den Deutschen nicht, für den Einzug ins Viertelfinale als Vorrundenerster, bester Zweiter oder über die Playoffs rechnet sich der DEB kaum Chancen aus. „Es wird ganz schwer, dort zu bestehen oder gar weiterzukommen“, sagte DEB-Präsident Reindl der Deutschen Presse-Agentur. „Diese Hürde zu überwinden und in die nächste Runde einzuziehen, wäre schlicht ein Traum. Realistisch würde ich es nicht einstufen.“