Düsseldorfer EG DEG: Mit Selbstgesprächen aus der Krise
Die auf den vorletzten Platz abgestürzte DEG sowie die „Sportstadt“ veröffentlichen Interviews mit den Verantwortlichen. Man will die Deutungshoheit behalten. Das klappt nur mäßig.
Es ist ruhig dieser Tage an der Brehmstraße. Die Deutsche Eishockey Liga pausiert wegen der Länderspiele, die Profis der Düsseldorfer EG sind in Kurzurlaube aufgebrochen. Mal ein paar Tage nicht an Eishockey denken, weil das ohnehin nur Kopfzerbrechen bereitet.
20 der 52 Spiele sind vorbei, und die DEG steht noch schlechter da als zum selben Zeitpunkt der enttäuschenden Vorsaison, nach der sich doch alles zum Guten wenden sollte. Mit neuem Trainer, neuem Sportlichen Leiter und einem Dutzend neuer Spieler. Doch die Realität heißt: Tabellenplatz 13 und wütende Fans.
„Da ist jetzt naturgemäß auch der Trainerstab gefordert“, wird Geschäftsführer Stefan Adam seit Dienstagmittag in einem, nun ja, Interview auf der DEG-Homepage zitiert. Also in einem, das der Club mit sich selbst geführt hat. So etwas ist heute Standard bei professionellen Sportvereinen, die in schwierigen Phasen gern die Deutungshoheit behalten. Dann baut man zwei pseudokritische Fragen ein, um sich bloß nicht dem Vorwurf auszusetzen, man gehe den fiesen Themen aus dem Weg.
So hat es auch die DEG in ihrem „Gespräch“ mit Geschäftsführer Adam sowie dem Sportlichen Leiter Niki Mondt gemacht. Mondt nimmt Stellung zum Thema Verletzte. Eines, das die rot-gelbe Volksseele zuletzt akut beschäftigte. Erstens fehlte beim jüngsten 1:5 in München gleich ein halbes Dutzend Spieler, zweitens macht Trainer Mike Pellegrims ein großes Geheimnis draus. Wo es zwickt? Kein Kommentar. Wer wie lange ausfällt? Kein Kommentar. Das mache er immer so, hatte Pellegrims vor der Saison gesagt. Man wolle den Gegnern ja kein Geheimnis verraten. Mondt tut nun aber das und stellt Zeitpläne für die Verletzten auf. Ob er sich dem Druck der Fans und Medien beugt oder bewusst von der Linie des Trainers abrückt? Man weiß es nicht.
Eben jene Linie des Trainers ist generell voll von Geheimnissen. Er spricht nicht über Taktik, er redet unter der Woche nicht über Sonntagsspiele, eigentlich sagt er bis auf Sportphrasen überhaupt nichts. Dass das die Reporter stört, darüber könnte man bei der DEG hinwegsehen, aber auch die Fans sind genervt von der unnahbaren Art des Trainers, der auch während der Spiele so anders ist als sein emotionaler Vorgänger Christof Kreutzer. Und der in Darryl Boyce einen Mann zum Kapitän gemacht hat, der zuvor nicht ein Pflichtspiel mit der DEG erlebt hatte. Auch dessen Emotionsskala dürfte nach Wunsch der Anhänger weiter nach oben ausschlagen.
Dass der Umbruch nach der Kreutzer-Ära schwierig werden würde, war der DEG bewusst. Also lud sie die Presse zu einem Kennenlernabend mit dem Trainer nach Oberkassel ein. Ungezwungen. Ohne Block und Aufnahmegerät. Doch der Abend wurde zur Farce, Pellegrims drohte den Reportern, dass sie so zu berichten haben, wie er es möchte, sonst könne er auch anders. Zudem hätten die Journalisten ohnehin keine Ahnung vom Eishockey. Kurz darauf verbot er unangekündigten Trainingsbesuch. Dabei will ohnehin keiner mehr kommen. Auch die Pressekonferenzen sind spärlich besucht.
Um das Image des Trainers zu korrigieren, sprang letztens die „Sportstadt“ ein — die städtische Agentur, die den Düsseldorfer Sport vermarktet, seit einigen Monaten vermehrt mit Bewegtbildern im Internet. Auch dort gab es ein gestelltes „Interview“, es sollte Pellegrims als netten Mensch zeigen. Also plauderte er — meist mit verschränkten Armen — über seine Mutter in Belgien und dass er jüngst in der Altstadt im Senfladen war. Das wirkte so konstruiert und hilflos, dass es fast weh tat.
Der 48-Jährige ist nun mal keiner, dem die Herzen zufliegen. Das muss er auch nicht sein. Nur fehlt es im Falle des Misserfolgs an Kredit. Und wenn vor der Saison gesagt wird, dass nun alles professioneller und durchdachter und besser wird, dann ist Platz 13 nicht viel. Nicht mal als Zwischenbilanz mit vielen Monaten Zeit zur Korrektur. So wie es ihm im Vorjahr in Klagenfurt gelungen war, als er nach einem schwachen Start Vizemeister wurde. Ins Finale wird es die DEG wohl nicht schaffen. Aber die Play-offs (Platz zehn) muss sie schon erreichen. Auch für Mondt und Adam.
Letzter hatte dem Radikalumbruch im Sommer forciert und dafür zahlreiche neue Leute eingestellt. Mit dem Segen von Mäzen Stephan Hoberg, der weiter in den höchsten Tönen von Pellegrims, Adam und Mondt spricht. Das hatte er in der Vorsaison aber auch von Christof Kreutzer getan, ehe er wenige Monate später den Daumen senkte.
Dass Mondt und Adam Druck spüren, ist an dem Interview auf der DEG-Homepage zu lesen. Also bitten sie um Geduld, verweisen auf die attraktive Spielweise und meckern über die schwache Chancenverwertung sowie das indiskutable Überzahlspiel. Und wenn erst die Verletzten zurückkehren, gehe es wieder bergauf.
Von Selbstkritik fehlt hingegen jede Spur. Dass sie den falschen Trainer geholt oder auf falsche Spieler gesetzt haben, sagt niemand. Aber so etwas macht man in einem Interview natürlich auch nicht. Erst recht nicht in einem, das die eigenen Angestellten mit einem führen.