Sorgen um Sicherheit Eine Woche vor der Eishockey-WM: Top Acht als Ziel

Köln (dpa) - Euphorisch blickt DEB-Präsident Franz Reindl der insgesamt siebten Heim-WM entgegen, muss sich als Chef des Kölner Organisationskomitees aber auch intensiv um die Sicherheit sorgen.

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In Frankreich herrscht terrorbedingt Ausnahmezustand, in Deutschland hat der Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund für Entsetzen gesorgt - beides wirkt sich auch auf das Eishockey-Highlight vom 5. bis 21. Mai in Köln und Paris aus. Den Austausch mit den Sicherheitsbehörden hat das Organisationskomitee mit Reindl als Präsidenten noch einmal erhöht. Eine Fanmeile in Paris war zunächst geplant, wird nun aber doch nicht realisiert.

„In Frankreich wird um die Arena herum ganz wenig passieren“, sagte der 62 Jahre alte Reindl der Deutschen Presse-Agentur. „Eine geplante Fanmeile musste ad acta gelegt werden. Die Behörden haben die Genehmigung zurückgezogen.“ Zu groß sind die Bedenken aufgrund einer islamistischen Anschlagsserie mit insgesamt mehr als 230 Toten.

Die komplette Vorrundengruppe B mit Co-Gastgeber Frankreich wird ebenso wie zwei Viertelfinalspiele in Paris ausgetragen. Die deutsche Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm hofft in Köln in der anderen Gruppe auf das Erreichen der besten Acht und insgeheim auf eine Wiederholung des Erfolgs der bislang letzten Heim-WM 2010, als Deutschlands sensationell Vierter wurde. In der Domstadt finden zudem ebenfalls zwei Viertelfinals sowie das Final-Wochenende mit den Halbfinals und der Kür des Weltmeisters statt.

Auch in der deutschen WM-Stadt müssen sich die Zuschauer auf strenge Kontrollen einstellen. „Sicherlich macht man sich seine Gedanken“, sagte Abwehr-Star Christian Ehrhoff. Der Sprengstoffanschlag auf den Teambus von Borussia Dortmund vor gut zwei Wochen hat ihn schockiert. „Man ist schon entsetzt darüber, was für Wellen das mittlerweile schlägt. Man kann nur hoffen, dass alles gut geht.“

Für die insgesamt 64 Partien streben der Deutsche Eishockey-Bund und Co-Ausrichter Frankreich eine Besucherzahl von 600 000 an, auch um wirtschaftlich ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen. An die Rekordmarke von der WM 2015 in Tschechien, als 741 690 Besucher in die Hallen in Prag und Ostrau strömten, kämen sie damit nicht heran.

„Von 890 000 Karten für 64 Spiele sind aktuell gut 500 000 durch Verkauf sowie IIHF, Sponsoren, Medien, nicht mehr verfügbar“, sagte Reindl eine gute Woche vor dem Turnier-Auftakt. Der Kartenvorverkauf in Frankreich verlief etwas schleppender als in Deutschland.

In diesem Jahr gibt es kein Auftakt-Event wie vor sieben Jahren, als das deutsche Team zum Eröffnungsspiel gegen die USA vor knapp 78 000 Zuschauern in der Fußball-Arena auf Schalke antrat - und den Favoriten schlug. Daraus entwickelte sich eine Euphorie und Begeisterung, die das Team des damaligen Bundestrainers Uwe Krupp bis ins Halbfinale führte.

Zum Auftakt geht es wieder gegen die USA, diesmal vor knapp 19 000 Zuschauern in der Eishockey-Arena in Köln. „Die Euphorie, die sich entwickelt, gibt einem immer noch mal ein paar Prozentpunkte Extrakraft“, sagte Ehrhoff, der auf einen ähnlichen Auftakt hofft wie 2010. Das aktuelle Team scheint auf dem Papier sogar stärker besetzt als damals. In Tobias Rieder, Dennis Seidenberg und Thomas Greiss sind von Beginn an drei NHL-Profis dabei. Superstar Leon Draisaitl und ein weitere Nordamerika-Profi könnten nach der nächsten Playoffrunde in der NHL noch folgen.

Ziel trotz einer schwierigen Vorrunde mit den Auftaktgegnern USA, Schweden und Rekord-Weltmeister Russland ist das Viertelfinale, in das Sturm die Auswahl 2016 in Russland erstmals seit fünf Jahren wieder geführt hatte. Auch die Qualifikation für Olympia 2018 im September steht für den Aufschwung unter dem deutschen NHL-Rekordspieler. „Die Mannschaft hat mich auch ein bisschen verwöhnt“, sagte Sturm. „Das Ziel muss sein, dass wir daran anknüpfen und einen Schritt nach vorne gehen. Aber auch wenn die WM bei uns zu Hause ist, muss man trotzdem der Realität ins Auge sehen.“

Das Experiment mit dem Trainer-Neuling ist dem DEB geglückt, der Weg mit dem in Florida lebenden Bayern soll im Mai bestätigt werden. Die Top Acht seien realistisch, sagte Reindl. „Das Potenzial ist da“, erklärte der Olympia-Bronzemedaillengewinner von 1976. „An Medaillen zu denken, wäre vermessen.“