Eishockey Ein 24-Jähriger leitet jetzt die Geschäfte der Krefeld Pinguine
Krefeld · Sergey Saveljev soll die Krefeld Pinguine durch die größte Krise im deutschen Eishockey führen. Der 24-Jährige fühlt sich bereit dazu.
Die Gesellschafter der Krefeld Pinguine haben am Donnerstagabend eine überraschende Entscheidung getroffen. Einstimmig beschlossen sie, dass Sergey Saveljev (24) die Leitung des operativen Geschäfts bei den Krefeld Pinguinen von Roger Nicholas übernimmt. Saveljev arbeitete bislang als Berater an der Seite von Geschäftsführer und Sportdirektor Nicholas und wird ab sofort beide Positionen in Personalunion ausführen. Der 62-jährige Nicholas soll nach Angaben des Vereins Berater bleiben. Ein Personalwechsel, der angesichts der riesigen Herausforderungen in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) durchaus überrascht. Anscheinend auch die handelnden Personen. „Für mich kam das Ganze jetzt schon überraschend. Es gab ein paar Tage Vorlaufzeit, als ich gefragt wurde, ob ich es machen will, hab ich ja gesagt“, sagt Saveljev im Gespräch mit unserer Redaktion.
Der vom DEL-Verein als „geplanter Übergang“ titulierte Wechsel auf der Führungsebene hat nach WZ-Informationen vor allem persönliche Gründe. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie setzen dem deutschen Eishockeysport immens zu. Seit rund einem halben Jahr ruht der Sport mit der Hartgummischeibe, Vereine kämpfen angesichts ausbleibender Einnahmen ums Überleben. Mit ungewissem Ausgang. Diese Ausgangslage soll Nicholas persönlich sehr belastet haben. 13, 14 Stunden Arbeit pro Tag sollen nicht spurlos an dem US-Amerikaner, der zwischen seiner Heimatstadt Frankfurt und Krefeld regelmäßig pendelte, vorbeigegangen sein. Vor wenigen Tagen zog Nicholas die Reißleine, fehlte bereits am Donnerstag auf einer eigens von ihm anberaumten Pressekonferenz aus „persönlichen Gründen“. Bereits da beantwortete Saveljev die Fragen der Journalisten fast im Alleingang, präsentierte sich an der Seite von Fabian Herzog (Marketing) als der neue starke Mann bei den Pinguinen.
Hauptanteilseigner vertraut
dem neuen Geschäftsführer
Für Hauptanteilseigner Stefano Ansaldi (80 Prozent der Anteile an der Krefeld Pinguine GmbH) ist Saveljev die richtige Wahl: „Die Krefeld Pinguine freuen sich, mit Sergey Saveljev einen jungen und dynamischen Mann gewonnen zu haben, der im Eishockeysport bestens vernetzt ist.“ Ob das in der größten Krise des deutschen Eishockeys ausreichen wird, werden die kommenden Wochen zeigen. Saveljev sagt: „Ich traue es mir zu, sonst hätte ich nicht ja gesagt.“ Selbstbewusst trat Saveljev in den vergangenen Wochen nach WZ-Informationen bereits im Rathaus und bei den Hauptsponsoren der Krefeld Pinguine auf, ist zudem seit geraumer Zeit für alle sportlichen Belange verantwortlich.
Doch wer ist Sergey Saveljev eigentlich? Der 24-Jährige wurde im lettischen Riga geboren und kam in jungen Jahren nach Deutschland. Er ist verheiratet, hat zwei kleine Kinder. Seine eigene Eishockey-Vita liest sich bescheiden. In der vierten Spielklasse wurde er bei den Weserstars Bremen als Torwarttrainer gelistet. Später war er beim Fünftligisten ESC Darmstadt Co-Trainer – zu der damaligen Zeit war Roger Nicholas Trainer bei den Hessen. Später gehörte er zum Trainerteam der deutschen U17-Nationalmannschaft. Saveljev war in den letzten Jahren zudem als Spielerberater für die Save‘s Corp aktiv. Zu den Klienten zählen viele osteuropäische Spieler, unter anderem auch die neuen Pinguine-Spieler Ivan Petrakov, Nikita Shatsky und Nikita Quapp. Zuletzt betonte Saveljev jedoch, er habe seine Lizenz als Spielerberater zum 1. Mai zurückgegeben.
Jetzt hält der 24-Jährige die Zügel in der Hand bei den Pinguinen. Mit der Teilnahme am Magenta-Cup wird ab dem 11. November nach langer Zeit an der Westparkstraße wieder der Sport im Fokus stehen.